Bei Bewerbungen fürs Studium sind häufig Motivationsschreiben erforderlich. Hier meine Top 11-Liste an Fehlern, die man besser vermeiden sollte. Wie es dann richtig geht, erkläre ich in meiner Anleitung zum Motivationsschreiben fürs Studium – beziehungsweise in meinem Buch Master nach Plan.
1. Aussagen ohne Inhalt
Wir machen ständig inhaltslose oder offensichtliche Aussagen. „Kalt draußen“, „Lage im Mittleren Osten problematisch“, „Berliner Flughafen verzögert“: Das alles weiß man bereits; eine Wiederholung ist unnötig. Man macht es trotzdem. Und das ist okay – aber nicht im Motivationsschreiben.
Hier einige Beispiele aus realen Motivationsschreiben[1]:
„Die Vorlesungen meines Bachelorstudiums waren durchweg sehr interessant„
Die Vorlesungen mögen interessant gewesen sein, allerdings ist dies so allgemein, dass der Satz keinerlei Aussagekraft mehr hat.
„Ich möchte ein Erasmussemester machen, da internationale Erfahrungen sehr wichtig sind.“
Internationale Erfahrungen sind nicht in jedem Fall wichtig. Sie sind nur für bestimmte Lebenspläne und Arbeitswege wichtig.
„Bremerhaven ist eine abwechslungsreiche Stadt mit zahlreichen Freizeitangeboten und einer attraktiven Umgebung.„
Erst einmal stimmt das nicht wirklich – aber selbst, wenn es so wäre, wäre es ein denkbar schlechtes Argument dafür, in ein Masterstudium aufgenommen zu werden. Denn man bewirbt sich auf einen Studienplatz, nicht für eine Stadt.
„Bildung ist die Basis für Wachstum und Chancengerechtigkeit.“
Das stimmt zwar – ist aber zu offensichtlich, um es noch zu sagen.
2. Zu viel Motivationsblabla, zu wenig Inhalt
Viele Bewerber denken, dass „Motivationsschreiben“ bedeutet, die eigene Motivation in möglichst vielen Varianten zu betonen. Ich habe schon Schreiben gesehen, die zur Hälfte aus einer Variation von folgendem Satz bestanden:
„Ich bin von Ihrem einmaligen Programm und Ihrer Universität begeistert und wäre stolz und motiviert, bei Ihnen studieren zu dürfen.“
Für sich genommen ist der Satz okay. Nur sollte man ihn nicht ständig wiederholen. Noch besser ist es allerdings, die eigene Motivation auch mit Argumenten zu unterlegen. Ein Positivbeispiel:
„Das Masterprogramm überzeugt mich aufgrund der einzigartigen Kombination der Bereiche Philosophie und Betriebswirtschaftslehre. Dass Ihre Hochschule im diesjährigen Ranking der Financial Times eine hohe Platzierung erreichen konnte, spricht für Ihre Qualität und motiviert mich, als Studentin Teil Ihrer Universität zu werden.“
3. Kein Bezug zum Studiengang
Manche Bewerber erzählen im gesamten Motivationsschreiben über sich – und erwähnen das angestrebte Studium wenn überhaupt in der Betreffzeile. Der häufige Grund: Sie nutzen dasselbe Schreiben für viele Hochschulen und passen es nicht an. Zwar sollte man in bei der Bewerbung für den Master in der Tat von sich selbst sprechen, dies sollte allerdings zumindest in Teilen in Bezug auf das angestrebte Studium geschehen. Ein Positivbeispiel:
„Durch mein dreimonatiges Praktikum bei der Firma Hasenpeter PR in München machte ich intensive Erfahrungen im Bereich der öffentlichen Kommunikation. Die Arbeit dort hat meinen Wunsch gefestigt, auch nach meinem Bachelorabschluss mein Wissen in diesem Fachbereich zu vertiefen. Die optimale Möglichkeit für dieses Vorhaben bietet ihr Masterprogramm aufgrund von X und Y.“
4. Angeberei
Schätzen Sie sich glücklich, diese Zeilen zu lesen. Denn mit den bisherigen Punkten konnte ich bereits nachhaltig Ihr Bewerbungskönnen in Sachen Motivationsschreiben verbessern. Ich hebe Ihre Fähigkeiten auf eine neue Stufe – argumentativ, rhetorisch und logisch. Dadurch habe ich entscheidenden Anteil an Ihrem akademischen und beruflichen Erfolg.
Fällt Ihnen etwas auf? Das war ganz schön aufschneiderisch – und unsympathisch. Mit so jemandem möchte man nicht unbedingt zusammen arbeiten oder studieren. Und doch denken viele, dass in Motivations- und Bewerbungsschreiben genau dieser Stil gefragt ist. Ist er nicht.
Natürlich zeigt man sich in Motivationsschreiben von seiner besten Seite. Natürlich sollte man selbstbewusst wirken. Wer es aber übertreibt, wirkt wie im echten Leben – unsympathisch. Hier ein reales Beispiel, wie man es nicht machen sollte (Namen und Firmen geändert):
„Um unabhängig arbeiten zu können, bedarf es herausragender Organisationsfähigkeiten, außergewöhnlicher Führungsstärke und überragender Kreativität. Diese Fähigkeiten konnte ich mir während meines Praktikums bei Siemens in Vancouver, als engagiertes Mitglied des Börsenvereins sowie als Mitbegründer von coffeehouse.com aneignen.“
5. Selbstcharakterisierungen
Vielleicht sind Sie versucht, Ihre herausragenden Charaktereigenschaften im Motivationsschreiben mit einzubringen. Dass Sie belastbar sind, teamfähig, sensibel und verantwortungsvoll. Tun Sie es nicht. Eigenlob stinkt. Immer. Ihre Charaktereigenschaften ergeben sich aus dem, was Sie tun. Wenn Sie seit Ewigkeiten Kirchenfreizeiten leiten, wenn Sie sich im Sportverein engagieren, wenn Sie sich im Fachschaftsrat engagieren, sagt das tausendmal mehr aus, als wenn Sie von sich behaupten, ein so netter Mensch zu sein. Hier ein paar Negativbeispiele:
„Ich verfüge über Teamfähigkeit, ausgezeichnete Ausdrucksweise, klare Ziel- und Ergebnisorientierung, Zuverlässigkeit sowie Freude am Kontakt mit Menschen aller Nationalitäten.“
„Dabei darf ich mich selbst als sehr belastungsfähig erleben, da ich in Extremsituationen handlungsfähig bleibe und unter großem Druck verantwortungsvolle Entscheidungen treffen kann.“
6. Umgangssprache
Ein eher seltener Fehler – die Nutzung einer komplett unpassenden Sprache. Bei einem Motivationsschreiben, aus dem diese Zitate stammen, bin ich allerdings fast vom Stuhl gefallen:
„Ich heiße Luisa und studiere seit September 2009 an der FH Erfurt Eventmanagement. Der Weg dorthin war steinig und schwer und hat mich und alle um mich rum definitiv viele Nerven und graue Haare gekostet.“
„Mir ist es sehr wichtig dieses Studium zu absolvieren, da ich im Leben keine weiteren Anhaltspunkte habe um später etwas zu erreichen. Ich habe leider auch nicht die finanzielle Möglichkeit mein Leben sinnlos zu verplempern.“
7. Logische Sprünge
Schwer mit einem Zitat zu belegen, ist dies doch einer der häufigsten Fehler. Dieselben Dinge werden an verschiedenen Stellen angesprochen, es gibt keinen roten Faden, keine Geschichte, keine Kohärenz. Mein Tipp: Achten Sie auf eine gute Ordnung und einen roten Faden in Ihrem Schreiben.
8. Guttenberg Style
Schreiben Sie nicht ab – auch nicht von mir! Meine Anleitung zum Motivationsschreiben fürs Studium enthält eine Reihe von Beispielformulierungen. Kopieren Sie sie nicht – denn auch andere lesen meine Artikel. Folgende E-Mail eines Professors erreichte mich vor einiger Zeit:
Lieber Herr Horndasch,
Ihre Vorschläge für Motivationsschreiben für Masterstudiengänge haben durchschlagenden Erfolg 🙂
Den Satz „Mir ist bewusst, dass Ihre Fakultät den Bewerbern nur eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen anbietet. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mich meine akademische Vorbildung dazu befähigt, Ihren hohen akademischen Standards mehr als zu genügen und einen engagierten Beitrag zum …. .“ haben wir in gefühlten 20 % der Bewerbungen diese Woche gelesen!
Herzliche Grüße!
9. Rechtschreibfehler
Kein Fehler kickt mehr aussichtsreiche Studierende aus Bewerbungsverfahren als Rechtschreibfehler. Weit mehr als die Hälfte aller Motivationsschreiben, die ich lese, enthalten haarsträubende Fehler. Tödlich bei der Bewerbung an einer wissenschaftlichen Institution.
Dabei ließe sich das so leicht vermeiden: Word filtert schon einiges heraus (wenn man denn die Vorschläge ernst nimmt). Die verbleibenden Fehler lassen sich durch Freunde und Verwandte eliminieren. Man sollte sich allerdings jemanden suchen, der wirklich gut schreiben kann – und dies nicht nur behauptet.
10. Einladung vorweg nehmen
Tun Sie nicht so, als hätten Sie die Einladung bereits in der Tasche. Das sollten Sie dem Auswahlkomitee überlassen.
„Ich freue mich darauf, meine Bewerbung mit Ihnen im Auswahlgespräch zu erörtern.“
Sie wirken keineswegs selbstbewusst, wenn Sie bereits von einer Einladung ausgehen. Sie wirken unverschämt. Sie wirken keineswegs demütig, wenn Sie im Konjunktiv sprechen. Sie wirken höflich und realistisch. Schreiben Sie daher lieber:
„Ich würde mich sehr über die Gelegenheit freuen, meine Motivation im Auswahlgespräch näher zu erörtern.“
11. Sich nicht an Regularien halten
Hochschulen sagen häufig sehr klar, was im Motivationsschreiben stehen soll und welche Länge sie erwarten. Daran sollte man sich halten. Viele tun das nicht – meist aus Ignoranz. Und genau das signalisiert man, indem man sich nicht an die Forderungen hält: Ignoranz, Schluderigkeit, Oberflächlichkeit. Tun Sie das nicht – und machen Sie es besser.
12. Sich unwohl fühlen
Wenn Sie sich irgendwo bewerben und das Gefühl haben, sie können sich nicht richtig mit Ihrem Schreiben identifizieren – dann haben Sie mit diesem Gefühl möglicherweise Recht. Im Motivationsschreiben sollte man sich von seiner besten Seite zeigen – wer sich aber als jemand anders zeigt als derjenige, der er ist, macht in der Regel einen Fehler.
Übrigens: Sehr gute Tipps zu allen Bewerbungsfragen – und somit natürlich auch zu Motivationsschreiben fürs Studium – bietet übrigens Gerhard Winkler auf seiner Internetseite.
13 Antworten zu “Motivationsschreiben fürs Studium: Vorsicht Falle!”
[…] Ich wünsche Ihnen alles gute bei Ihrer Studienbewerbung! Ach ja: Auf meiner Seite finden Sie eine umfangreiche Anleitung zu Motivationsschreiben für Bachelor und Master. Außerdem gebe ich Ratschläge zu den häufigsten Fehlern im Motivationsschreiben. […]
Ich denke das größte Problem ist wirklich Punkt 2. Diese ganzen Floskeln bringen Nichts. Mann muss sich auch mal in den Leser hineinversetzen. Wenn dieser ein Motivationsschreiben vor sich hat, dann will er nicht nach 3 Sätzen einschlafen. Man sollte sich die hier genannten Tipps zum Motivationsschreiben wirklich zu Herzen nehmen. Es gibt auch noch zahlreiche weitere gute Seiten mit nützlichen Tipps.
[…] Motivationsschreiben fürs Studium: Vorsicht Falle! […]
Sehr geehrter Herr Horndasch,
vielen Dank für Ihre wirklich sehr hilfreichen Tipps!
Aber lassen Sie Ihre Texte denn selbst auch Korrektur lesen? ; )
Fragt
Julia
Vielen dank für den Artikel. Gerade der Punkt Eigenlob stinkt empfinde ich sehr wichtig. Das wird die Kunst sein, ein Schreiben zu entwerfen, welches einmal die Beste Seite von einem zeigt – ohne arogant und supertoll rüberzukommen =)
Liebe Julia,
acuh ich mcahe Rchetshcriebfelher…
[…] Ich erhalte viele Kommentare und E-Mails mit Fragen Studierender, die mitten im Bewerbungsprozess stecken. Hier dokumentiere ich einige der Fragen – und meine Antworten. Falls auch Sie eine Frage haben: Kommentieren Sie einfach diesen Artikel oder schreiben Sie mir eine Mail an sebastian@horndasch.net. Ich antworte immer – manchmal allerdings mit einigen Wochen Verzögerung. Übrigens: Hier finden Sie meine Anleitung fürs Motivationsschreiben und hier mein Best-Of der größten Fehler in Motivationsschreiben. […]
Sehr geehrter Herr Horndasch,
zunächst vielen Dank für die hilfreichen Tipps. Diese helfen vermutlich nicht nur bei Motivationsschreiben für ein Studium sondern auch in anderen Bereichen.
Wenn Julia Sie allerdings bereits darauf aufmerksam macht dass in ihren Texten Fehler sind, wäre dies nicht ein Grund diese zu korrigieren?
Einige sind an sich nicht zu übersehen und weniger Rechtschreib- sondern eher Grammatikfehler.
Gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran!
In diesem Sinne noch einmal Danke für ihre Mühe.
[…] Und schließlich ein paar Tipps, wie ihr die häufigsten Fehler beim Schreiben vermeiden könnt: http://www.horndasch.net/2013/01/motivationsschreiben-studium-bachelor-maste-fehler/ […]
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Sebastian Horndasch
8. Juni 2015 @ 23:31
Liebe Julia,
acuh ich mcahe Rchetshcriebfelher…
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Herr Horndasch,
auch Browser haben in der Regel ein Autokorrekturprogramm…
Liebe Tuba,
besten Dank für die freundliche Nachricht! Leider kenne ich mich im Feld der Beamtenlaufbahn nicht gut genug aus, um hier ein Buch empfehlen zu können. Ich drücke Ihnen aber die Daumen für Ihre Bewerbungen!
Mit besten Grüßen
Sebastian Horndasch
Hallo,
Unter „8. Guttenberg Style“ gibt es einen Rechtschreibfehler: „denn auch andereN lesen meine Artikel. „. Da musste ich schmunzeln, weil gleich der nächste Punkt „Rechtsschreibfehler“ ist.
Ups – vielen Dank für den Hinweis!