Prüfungsangst, Überforderung, Lernstress – welcher Studierende kennt das nicht? Die Antwort von Professoren lautet stets: Mehr und früher lernen. Doch es gibt auch einen anderen Weg, wie Lerncoach Martin Krengel in seinem neuen Buch „Bestnote“ zeigt.
Während meines Masterstudiums in Nottingham fühlte ich mich unter großem Druck: Innerhalb von einer Woche musste ich vier Abschlussprüfungen überstehen. Ich lernte wie ein Verrückter. Drei Prüfungen schrieb ich gut, doch in der letzten, vermeintlich leichtesten, überkam er mich: Der erste Blackout in meiner Studentenzeit – ausgerechnet in dieser wichtigen Klausur. Ich war blockiert, wusste nichts mehr. Schweiß stieg mir auf die Stirn. Ich stammelte einige wenige Fakten, die ich doch noch in meinem Hirn fand, aufs Papier. Das Ergebnis: Durchgefallen. Das Studium bestand ich trotzdem, denn anderswo hatte ich gute Noten. Doch mein Durchschnitt war verwässert.
Der Grund für den Blackout war klar: Ich hatte in den Wochen vorher von Koffein- und Schmerztabletten gelebt, jede Nacht nur fünf Stunden geschlafen und mich verrückt gemacht. Ich hatte mich geistig und körperlich überfordert. Das alles wäre anders gelaufen, wenn ich damals schon „Bestnote“ von Martin Krengel gekannt hätte.
Krengel hat ein Buch für all diejenigen geschrieben, denen Prüfungen Stress bereiten – und die bessere Noten erreichen wollen. Es richtet sich hauptsächlich an Studierende, aber nicht nur: Auch Schüler höherer Jahrgänge und Berufstätige, die sich auf Prüfungen vorbereiten, werden angesprochen.
Das Ziel Krengels: Er möchte eine „Gebrauchsanweisung fürs Gehirn“ liefern, einen Ratgeber, der Zeitmanagement und Lernpsychologie miteinander vereint. Und dies gelingt ihm: Er zeigt, wie man richtig priorisiert und nicht in die Falle läuft, alles zu lernen versuchen. Er stellt dar, wie man gut strukturiert. Und er gibt Tipps, wie man die gesammelten Informationen in der Prüfung prägnant zu Papier bringt. Besonders spannend wird es, wenn es ans Merken von Fakten geht: Krengel stellt anschaulich dar, wie man sich selbst japanische Vokabeln oder mathematische Formeln mit Hilfe von Bildern besser einprägen kann. Und zumindest in den Beispielen funktioniert es.
Die besten Informationen sind nur halb so viel wert, wenn sie in einer schlechten Struktur versanden. Auch hier macht Krengel vor, wie es geht: Zahlreiche Tabellen, Zeichnungen und Grafiken veranschaulichen den Text und sorgen dafür, dass man sich die Inhalte auch tatsächlich merkt. Zusammenfassungen am Ende von jedem Kapitel sowie ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis helfen beim schnellen Verständnis. Ganz wichtig ist auch die Sprache: Krengel faselt nicht, er schreibt klar, prägnant und auf den Punkt.
Wird man alle Strategien auf einmal anwenden? Nein, natürlich nicht. Doch das ist gar nicht Ziel des Buches. Durch die klare Struktur kann der Leser jederzeit genau die Informationen heraussuchen, die er gerade braucht. So kann man gezielt seine Schwächen ausgleichen und sich Anregungen für einen weiteren Ausbau der eigenen Fähigkeiten holen.
Mein Fazit: „Bestnote“ ist ein hervorragendes Buch – für mich der bisher beste Krengel. Bestnote für „Bestnote“.
Bild 1: Bernard Goldbach / Flickr.com