• Studienwahl – Die Qual der Auswahl

    Oder: Warum Entscheidungen so schwierig sind

    Abiturienten wie Bachelorabsolventen fühlen sich von der Auswahl, vor der sie stehen, erschlagen. Was studieren? Eine Frage mit tausend Antworten. Warum die Auswahl so schwierig ist – und welche Alternativen es gibt.

    Zu viel Marmelade kann überwältigend sein. Bild: Tony Case / Flickr.com
    Zu viel Marmelade kann überwältigend sein. Bild: Tony Case / Flickr.com

    Beginnen wir mit einer Geschichte. In einem amerikanischen Supermarkt wurden Kunden an einem Tag 6, an anderen Tagen 24 verschiedene Marmeladen zum probieren angeboten. Wer probiert hatte, erhielt einen Preisnachlass von 1 Dollar für eine beliebige Sorte. Professorin Sheena Iyengar von der Columbia University wollte herausfinden, wie die Auswahl der Sorten die Entscheidungen der Kunden beeinflussen würde. 40% aller Kunden probierten von der kleineren Auswahl, 60% probierten von der größeren. Doch nun wird es spannend: Von der ersten Gruppe kauften 30% im Anschluss auch ein Glas Marmelade  und von der zweiten Gruppe – diejenige mit der größeren Auswahl – kauften im Anschluss nur 3%. Warum nur so wenige? Offenbar wirkte die Auswahl so groß, dass die Leute lieber gar keine Wahl trafen.

    Abiturienten und Bachelorabsolventen stehen vor einem ähnlichen Problem: Die Auswahl ist riesig. Konkret stehen etwa 9.300 grundständige Studiengänge und 7.000 Masterprogramme zur Auswahl – alleine in Deutschland. Und im Ausland sind es noch viel mehr. Doch die Alternativen lassen sich immerhin strukturieren. Und dies tut dieser Artikel.

    Ach ja: Wenn es schnell gehen muss, hilft mein Artikel Was studieren – Anleitung zur schnellen Studienwahl. Und richtig viele Infos gibt es natürlich in meinen Büchern Bachelor nach Plan und Master nach Plan.

    1.         Disziplinär versus interdisziplinär

    Wie sehr möchte man sich im Studium auf ein Fachgebiet konzentrieren? Eine zentrale Entscheidung bei der Studienwahl. Dabei kann es in beide Richtungen gehen: Extrem eng wie extrem breit. Ein Beispiel: Ein normales disziplinäres Studium wäre Maschinenbau. Nun wissen einige schon von Beginn an, dass sie im Luftfahrtbereich arbeiten wollen – und entscheiden sich für einen Bachelor in Luft- und Raumfahrttechnik – zum Beispiel an der Uni Stuttgart. Möchte man in die entgegen gesetzte Richtung gehen, also sehr generell studieren, bietet sich das Wirtschaftsingenieurwesen an, das BWL und Maschinenbau in sich vereint.

    Ich selbst hatte mit meinem Bachelor in Staatswissenschaften – einer Mischung aus Wirtschaft, Politik und Recht – einen interdisziplinären Studiengang gewählt und dann einen reinen VWL-Master gemacht, also disziplinär studiert. Es geht aber auch anders herum: Man kann beispielsweise im Bachelor rein Volkswirtschaftslehre studieren – und im Master dann in die Breite gehen, indem man sich zum Beispiel für Philosophy and Economics in Bayreuth entscheidet.

    2.         Inland versus Ausland

    Das Ausland: Grenzenlose Studienfreiheit. Bild: Henning Mühlinghaus / Flickr.com
    Das Ausland: Grenzenlose Studienfreiheit. Bild: Henning Mühlinghaus / Flickr.com

    Warum unbedingt in Deutschland bleiben? Das deutsche Abitur sowie der deutsche Bachelor sind EU-weit ohne Wenn und Aber anerkannt und auch das BAföG kann man im Ausland problemlos beziehen. Die einzige Zusatzhürde: Ihr müsst in der Regel einen Sprachtest bestehen. Unsere Nachbarländer bieten einige großartige Studiengänge – und oftmals geringere Hürden, falls ihr Studiengänge mit hohem NC wählt. So sind in Österreich alle Fächer NC-frei – mit Ausnahme von Medizin, Psychologie und Kommunikationswissenschaft.

    Infos zum Ausland gibt es an vielen Stellen. Besonders gut für die Studienwahl sind Studis Online sowie der Deutsche Akademische Austauschdienst. Wer generell nach Programmen im Ausland recherchieren möchte, ist bei Xstudy.eu, bachelorsportal.eu sowie mastersportal.eu richtig.

    3.         National versus bi-national

    Die meisten Studiengänge sind rein national – man studiert an einer Universität in einem Land und erhält dafür einen Abschluss. Man kann meist ein Auslandssemester einlegen, das war es aber dann auch. Doch es geht auch anders: Viele Bachelor- und Masterprogramme studiert man an zwei Hochschulen gleichzeitig – und erhält dann auch zwei Abschlüsse. Im Regelfall verbringt man die Hälfte der Zeit in Deutschland und die andere an der Hochschule im Partnerland.

    Besonders viele bi-nationale Studiengänge gibt es in Kooperation mit Frankreich, organisiert durch die Deutsch-Französische Hochschule. Alle internationalen Studiengänge findet man, indem man in der Profisuche des Hochschulkompass im Bereich Studienform „Internationaler Studiengang“ angibt.

    4.         Pures Studium versus duales Studium

    Früher hieß es häufig bei der Studienwahl: Mach vorm Studium eine Berufsausbildung, dann hast du etwas richtiges gelernt. Heute geht beides gleichzeitig. Im dualen Studium macht man seine Ausbildung neben dem Studium an der Fachhochschule oder der Berufsakademie – Universitäten bieten keine dualen Studiengänge an. Ein duales Studium ist auch im Master möglich, allerdings gibt es hier nicht ganz so viele Angebote. Macht man einen dualen Master, arbeitet man in der Regel nebenbei als Trainee in einer Firma.

    Die Suche nach dualen Studiengängen ist nicht ganz einfach, denn die Bewerbung findet in erster Linie über die Unternehmen statt. Leider gibt es keine zentrale Datenbank über alle Firmen, die ein duales Studium anbieten. Der Hochschulkompass listet auf seiner Seite alle dualen Studiengänge auf, die von Hochschulen angeboten werden. Ihr könntet euch dann an diese Hochschulen wenden und fragen, mit welchen Firmen sie kooperieren.

    5.         Im Master: Konsekutiv versus nicht-konsekutiv versus weiterbildend

    Für aufstrebende Manager: Der MBA. Bild: Avard Woolaver / Flickr.com
    Für aufstrebende Manager: Der MBA. Bild: Avard Woolaver / Flickr.com

    Im Regelfall studiert man einen Master, der inhaltlich auf dem Bachelor aufbaut – ein so genannter Konsekutivmaster. Allerdings gibt es auch Master, die nicht zwangsläufig auf einem fachlich entsprechenden Bachelor aufbauen. So kann man Literatur im Bachelor studiert haben und dann einen Master in Betriebswirtschaftslehre belegen. Einige Beispiele für nicht-konsekutive Master: Betriebswirtschaftslehre an der FH Kiel, Soziale Arbeit an der KU Eichstätt sowie Corporate Management & Economics an der Zeppelin Universität.

    Eine andere Alternative: Erst einmal arbeiten gehen und später dann einen weiterbildenden Master machen wie zum Beispiel einen MBA. Weiterbildende Master sind immer praktisch angelegt und häufig berufsbegleitend. MBAs findet man im MBA Compass. Nach weiterbildenden Mastern kann man in der Profisuche des Hochschulkompass suchen.

  • MOOCs: Die Zukunft des Lernens?

    In Amerika ein vieldiskutierter Trend, in Deutschland noch in den Kinderschuhen: Massive Open Online Courses – kurz MOOCs – bieten gratis weiterbildende Kurse auf Universitätsniveau mit entsprechenden Zertifikaten. Freie Bildung für alle – eine Utopie, die mittels MOOCs verwirklicht wird?

    Statt nach Weiterbildung zu suchen, säßen viele lieber im Café. Bild: Sherman Geronimo-Tan / Flickr.com
    Ein Kaffee wäre schön. Bild: Sherman Geronimo-Tan

    Weiterbildung, lebenslanges Lernen, Flexibilität – allenthalben hören wir, dass es mit dem Hochschulabschluss allein nicht getan ist. Das Lernen hört nie auf. Immer schneller, immer mehr, immer weiter. So sitze ich eines Sonntags vor meinem Computer statt mit Freunden im Café und suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Vielleicht an der Volkshochschule mein Spanisch auffrischen? Die Kurszeiten beißen sich mit meinem Sport. Vielleicht jeden Tag ein Video von der Khan Academy schauen, einer Seite mit tausenden Erklärvideos von Wirtschaft bis Geschichte und Philosophie? Ist wie bei allen guten Vorsätzen: Macht man eh nicht. Viel Geld für kommerzielle Anbieter ausgeben? Dagegen hat mein Geldbeutel etwas einzuwenden. Was also tun? Ich mache mir ersteinmal einen Kaffee.

    Eine neue Bildungsrevolution?

    MOOCs: Sieht so die Zukunft des Studierens aus? Bild: Mitchell Joyce / Flickr.com
    MOOCs: Sieht so die Zukunft des Studierens aus? Bild: Mitchell Joyce / Flickr.com

    Dann stoße ich auf MOOCs. Massive Open Online Courses. Der Hype des Jahres in den USA – immerhin wurde das Wort von der New York Times zum Schlagwort des Jahres 2012 gekürt. In Deutschland sind MOOCs dagegen bisher noch nicht ganz angekommen, auch wenn die Presse das Thema langsam für sich entdeckt – so zum Beispiel Mercedes Bunz für den Tagesspiegel.

    Aber was sind MOOCSs? Es handelt es sich – wie der Name schon sagt – um Onlinekurse, die gratis sind („open“) und einer theoretisch unendlich großen Zahl an Teilnehmern („massive“) offen stehen. Außerdem bieten sie umfangreiche Interaktionsmöglichkeiten für die Studierenden untereinander. MOOCs leben also davon, dass viele Studierende teilnehmen: Je mehr es sind, desto besser und intensiver die Diskussion. Der Clou: Am Ende nimmt man an einer Prüfung teil und erhält ein entsprechendes Zertifikat. Die Universität Freiburg, die FU Berlin und die TU München erkennen als erste deutsche Universitäten bestimmte Kurse eines Anbieters, Udacity, als reguläre Prüfungsleistungen an. Klingt vielversprechend.

    Also entscheide ich mich für ein MOOC. Ich will mich weiterbilden, ich will ein hohes Niveau und ich will einen Nachweis dafür haben. In Deutschland gibt es leider keine einzige Institution, die MOOCs anbietet. Schauen wir also nach Amerika. Dort sind derzeit drei Projekte am Start: 1. edX, eine gemeinnützige Plattform, die von Harvard und dem MIT gegründet wurde, allerdings noch in den Kinderschuhen steckt, 2. Udacity, das sich derzeit nur an Physiker und Informatiker richtet sowie 3. Coursera, das Kurse in allen Bereichen anbietet und bereits einige hundert Seminare auf Lager hat. Weitere Anbieter werden bald folgen, zum Beispiel die britische Plattform Futurelearn, die bisher allerdings noch recht leer ist.

    Die Plattformen haben dabei ambitionierte Ziele: Udacity möchte bereits 2013 ein komplettes Informatikstudium online anbieten – von der Einführungsvorlesung bis zum hochspezialisierten Masterkurs. Dabei sollen einzelne deutsche Lehrstühle bereits Credits akzeptieren, die auf bei Udacity gesammelt wurden. Einen Anspruch darauf hat man allerdings nicht. Coursera schreibt als Ziel aus, „Milliarden von Menschen eine Weltklassebildung zu ermöglichen“. Und edX ruft mit MOOCs die Bildungsrevolution aus. Gut gebrüllt, Löwe.

    Bücher und Bibliotheken? Bald vielleicht Vergangenheit dank MOOCs. Bild: Francois de Halleux / Flickr.com
    Bücher und Bibliotheken? Bald vielleicht Vergangenheit dank MOOCs. Bild: Francois de Halleux / Flickr.com

    Nun geht es ans Ausprobieren. Da ich kein Technikfreak bin, fällt meine Wahl auf Coursera. Die MOOC-Plattform wurde im April 2012 von zwei Stanford-Professoren gegründet. Mittelfristig will die Firma Gewinn machen, die Kurse sollen allerdings gratis bleiben. Auch Udacity ist profitorientiert, nur edX ist komplett wohltätig. Geld wollen die Webseiten vor allem damit verdienen, dass Kursteilnehmer ihre Klausuren gegen eine Gebühr in Testcentern machen und dafür ein entsprechend „wertigeres“ Zertifikat erhalten – am Computer zuhause kann man ja schummeln.

    Ich belege den Kurs „Organizational Analysis“. Die erste Vorlesung ist vielversprechend: Sie ist interessant, verständlich und wird regelmäßig von Quizfragen unterbrochen – so ist sicher gestellt, dass man auch wirklich zuhört. Das dazugehörige Forum ist voll mit Diskussionen, Fragen und Antworten. Eine globale Community studiert gemeinsam. Ich bin begeistert.

    Nach der Vorlesung möchte ich gerne die entsprechenden Materialien lesen – doch hier folgt die Überraschung: Die meisten sind kostenpflichtig. Die Preise sind nicht hoch (zusammen 10 Dollar für die erste Einheit), aber das läppert sich ja mit der Zeit. Klarstellung vom Dozenten im Forum: Da die Dokumente per Copyright geschützt sind, könne man sie beim besten Willen nicht gratis weitergeben. Die Bezahlmaterialien seien sowieso nur nötig, wenn man tief einsteigen möchte. Wer sowieso studiert und damit Zugang zu einer Unibibliothek hat, kann sich die Materialien natürlich auch so besorgen. Wer das nicht kann, der hat Pech. Da läuft also noch einiges unrund. Aber noch sind MOOCs ja auch neu, da lässt sich noch einiges verbessern.

    MOOCs – der Schlüssel zur Demokratisierung von Bildung?

    Bringen MOOCs die Revolution? Bild: Michael Thompson / Flickr.com
    Bringen MOOCs die Revolution? Bild: Michael Thompson / Flickr.com

    Gerade in Entwicklungsländern ist der Mangel an (guten) Universitäten ein großes Problem. Wenn es keine beziehungsweise keine gute Lehre gibt, haben auch die talentiertesten jungen Menschen keine Chance auf gute Hochschulbildung. MOOCs wären hier ein Rezept, preisgünstig exzellente Lehre auch noch an den hintersten Ort der Welt zu bringen – vielleicht auch in Kombination mit Präsenzlehre. Allerdings wittern hier einige Kritiker Bildungskolonialismus – der reiche Norden diktiert den weltweiten Wissenskanon.

    Ich frage Anja C. Wagner, die seit Jahren zu Bildungsthemen forscht. Sie sieht diese Frage entspannt: „Wer sagt, dass MOOCs ausschließlich aus dem Westen initiiert werden müssen? Auch in Asien wächst der Online-Bildungsmarkt rasant – und angesichts der dort vorherrschenden Experimentierfreude könnte ich mir durchaus vorstellen, dass bald ganze Länder daran gehen, die Präsenz-(Hoch-)Schulen zurückzufahren.“

    Doch sind MOOCs wirklich ein Konzept für die breite Masse? Bei MOOCs ist die Eigenmotivation extrem wichtig, denn man steht zeitlich und sozial nicht unter Druck. Gerade schwächere Studierende brauchen persönliche Betreuung – und die bieten diese Art von Onlinekursen ja gerade nicht. Laut Wagner wird ein MOOC-Vollstudium „derzeit nur Personen mit sehr hoher Selbstmotivation glücken. Insofern wird es in unseren Breitengraden noch einige Zeit diverser Unterstützungsleistungen bedürfen, die sich vor allem rund um die Bereitstellung von Lernräumen und -zeiten gruppieren.“

    Deutschland: Kein Internetanschluss unter dieser Nummer?

    Kein Anschluss in Schland: Deutschland ist bei MOOCs bisher außen vor. Bild: Jenny Downing / Flickr.com
    Kein Anschluss in Schland: Deutschland ist bei MOOCs bisher außen vor. Bild: Jenny Downing / Flickr.com

    In Deutschland experimentiert noch niemand mit MOOCs. Anja Wagner hält dies für ein großes Versäumnis: „Die hiesigen Hochschulen werden derzeit von dieser Entwicklung überrollt. Sie haben schlichtweg den Anschluss verpasst und das Potenzial informeller Vernetzungen unterschätzt.“

    Was können deutsche Hochschulen besser machen? Wagner ist sich nicht sicher. „Eigene MOOCs diesem englischsprachigen Angebot entgegenzustellen, dürfte weniger attraktiv sein für Studierende. Es braucht einer gewissen kritischen Masse, um innerhalb eines solchen Kurses genügend Potential für vielfältige Interaktionen zwischen den Studierenden zu ermöglichen. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sie mit dieser für sie unerwarteten Konkurrenz umgehen.“

    Update 31. Januar 2013: So schnell ändern sich die Dinge: Das Interview mit Anja Wagner fand im November 2012, seitdem ist ein Anbieter in Deutschland dazu gekommen – die Leuphana Digital School. In diesem Pilotprojekt arbeiten Teams unter Leitung des weltberühmten Architekten Danien Liebeskind an dem Thema „ThinkTank – Ideal City of the 21st Century“ – das ganze findet online statt und jeder kann gratis mitmachen. Gegen eine kleine Gebühr erhalten Teilnehmer am Ende ein Zertifikat, das sie als Prüfungsleistung versuchen können, in ihr Studium einzubringen. Spannende Sache!

    (K)eine Revolution?

    Der Schweizer Sozialunternehmer Michel Bachmann sieht im Hochschulbildungsbereich dringenden Veränderungsbedarf. „Higher Education ist die nächste Blase, die platzt. Damit meine ich die ganzen MBAs und Inflation von Titeln. Die alte Formel „MBA = guter Job“ geht schlichtweg nicht mehr auf. Die einzige Gewissheit ist, dass man danach hohe Schulden hat.“ Neue Formen der Wissensvermittlung im Netz sieht Bachmann dabei als einen Schlüssel.

    Sind Massive Open Online Courses das Konzept, das diese Veränderung bewirkt? Anja Wagner: „MOOCs sind eine interessante Entwicklung, wenn auch weniger revolutionär, wie es jetzt in der Diskussion erscheint. Verschiedene Anbieter experimentieren seit einiger Zeit mit verschiedenen Lehrmodellen, die unser klassisches Verständnis von ‚qualitativer’ Bildung via (Hoch-)Schulen noch eine Weile herüber retten.“ Wie Bachmann stellt auch sie die derzeitige Hochschullandschaft in Frage. „Lediglich die Zertifikatsfrage zwecks Vergleichbarkeit der erzielten Ergebnisse bindet das Modell noch an die ‚Good Old School’. Aber auch hier wird bereits mit Alternativen experimentiert.“

    Beyond MOOCs: Bildung komplett auf Augenhöhe. Bild: Dani Vazquez / Flickr.com
    Beyond MOOCs: Bildung komplett auf Augenhöhe. Bild: Dani Vazquez / Flickr.com

    Bachmann ist einer derjenigen, die über neue Modelle nachdenken: „Bildung ist heute noch zu sehr eine Einbahnstraße, gerade auch im Online Bereich. Meine Vision wäre eine horizontale Plattform, wo es wieder ums Lernen statt um Bildung geht und alle zur kollektiven Wissensproduktion beitragen. Sprich: Die Dichotomie Lehrer/Student wird aufgehoben und wir werden alle zu Lernenden.“

    Wagner glaubt, dass in Zukunft viele Formen des Lernens nebeneinander existieren werden: „Warum sollen nicht zukünftig vielfältige Bildungskarrieren nebeneinander existieren, die sich wechselseitig fördern und fordern? Einzelne Personen werden sich in Zukunft das für sie treffendste Modell selbst zurecht zimmern. Und dieses Modell wird internationale MOOCs ebenso beinhalten, wie lokale Seminare, informelle Lerngruppen oder kollaborative Experimentierräume. Je nachdem, wo sich die Person am wohlsten fühlt.“ Dabei ist sie optimistisch: „Warten wir ab, was die kollektive Intelligenz uns noch an weiteren Entwicklungen zuträgt.“ Es bleibt also spanned.

    Dieser Artikel über MOOCs erschien zuerst bei Studis Online.

     

  • Motivationsschreiben fürs Studium: Vorsicht Falle!

    Bei Bewerbungen fürs Studium sind häufig Motivationsschreiben erforderlich. Hier meine Top 11-Liste an Fehlern, die man besser vermeiden sollte. Wie es dann richtig geht, erkläre ich in meiner Anleitung zum Motivationsschreiben fürs Studium – beziehungsweise in meinem Buch Master nach Plan.

    1. Aussagen ohne Inhalt

    Keine gute Idee: Aussagen so leer wie ein Fußballstadion in der Winterpause. Blid: Andrew Ashton / Flickr.com
    Keine gute Idee: Aussagen so leer wie ein Fußballstadion in der Winterpause. Blid: Andrew Ashton / Flickr.com

    Wir machen ständig inhaltslose oder offensichtliche Aussagen. „Kalt draußen“, „Lage im Mittleren Osten problematisch“, „Berliner Flughafen verzögert“: Das alles weiß man bereits; eine Wiederholung ist unnötig. Man macht es trotzdem. Und das ist okay – aber nicht im Motivationsschreiben.

    Hier einige Beispiele aus realen Motivationsschreiben[1]:

    Die Vorlesungen meines Bachelorstudiums waren durchweg sehr interessant

    Die Vorlesungen mögen interessant gewesen sein, allerdings ist dies so allgemein, dass der Satz keinerlei Aussagekraft mehr hat.

    Ich möchte ein Erasmussemester machen, da internationale Erfahrungen sehr wichtig sind.“

    Internationale Erfahrungen sind nicht in jedem Fall wichtig. Sie sind nur für bestimmte Lebenspläne und Arbeitswege wichtig.

    Bremerhaven ist eine abwechslungsreiche Stadt mit zahlreichen Freizeitangeboten und einer attraktiven Umgebung.

    Erst einmal stimmt das nicht wirklich – aber selbst, wenn es so wäre, wäre es ein denkbar schlechtes Argument dafür, in ein Masterstudium aufgenommen zu werden. Denn man bewirbt sich auf einen Studienplatz, nicht für eine Stadt.

    Bildung ist die Basis für Wachstum und Chancengerechtigkeit.“

    Das stimmt zwar – ist aber zu offensichtlich, um es noch zu sagen.

    2. Zu viel Motivationsblabla, zu wenig Inhalt

    Viele Bewerber denken, dass „Motivationsschreiben“ bedeutet, die eigene Motivation in möglichst vielen Varianten zu betonen. Ich habe schon Schreiben gesehen, die zur Hälfte aus einer Variation von folgendem Satz bestanden:

    Ich bin von Ihrem einmaligen Programm und Ihrer Universität begeistert und wäre stolz und motiviert, bei Ihnen studieren zu dürfen.“

    Für sich genommen ist der Satz okay. Nur sollte man ihn nicht ständig wiederholen. Noch besser ist es allerdings, die eigene Motivation auch mit Argumenten zu unterlegen. Ein Positivbeispiel:

    Das Masterprogramm überzeugt mich aufgrund der einzigartigen Kombination der Bereiche Philosophie und Betriebswirtschaftslehre. Dass Ihre Hochschule im diesjährigen Ranking der Financial Times eine hohe Platzierung erreichen konnte, spricht für Ihre Qualität und motiviert mich, als Studentin Teil Ihrer Universität zu werden.“

    3. Kein Bezug zum Studiengang

    Manche Bewerber erzählen im gesamten Motivationsschreiben über sich – und erwähnen das angestrebte Studium wenn überhaupt in der Betreffzeile. Der häufige Grund: Sie nutzen dasselbe Schreiben für viele Hochschulen und passen es nicht an. Zwar sollte man in bei der Bewerbung für den Master in der Tat von sich selbst sprechen, dies sollte allerdings zumindest in Teilen in Bezug auf das angestrebte Studium geschehen. Ein Positivbeispiel:

    Durch mein dreimonatiges Praktikum bei der Firma Hasenpeter PR in München machte ich intensive Erfahrungen im Bereich der öffentlichen Kommunikation. Die Arbeit dort hat meinen Wunsch gefestigt, auch nach meinem Bachelorabschluss mein Wissen in diesem Fachbereich zu vertiefen. Die optimale Möglichkeit für dieses Vorhaben bietet ihr Masterprogramm aufgrund von X und Y.“

    4. Angeberei

    Meins, Alter! Angeberei ist im Motivationsschreiben genauso unsympathisch wie im richtigen Leben. Bild: Mohammed Nairooz / Flickr.com
    Meins, Alter! Angeberei ist im Motivationsschreiben genauso unsympathisch wie im richtigen Leben. Bild: Mohammed Nairooz / Flickr.com

    Schätzen Sie sich glücklich, diese Zeilen zu lesen. Denn mit den bisherigen Punkten konnte ich bereits nachhaltig Ihr Bewerbungskönnen in Sachen Motivationsschreiben verbessern. Ich hebe Ihre Fähigkeiten auf eine neue Stufe – argumentativ, rhetorisch und logisch. Dadurch habe ich entscheidenden Anteil an Ihrem akademischen und beruflichen Erfolg.

    Fällt Ihnen etwas auf? Das war ganz schön aufschneiderisch – und unsympathisch. Mit so jemandem möchte man nicht unbedingt zusammen arbeiten oder studieren. Und doch denken viele, dass in Motivations- und Bewerbungsschreiben genau dieser Stil gefragt ist. Ist er nicht.

    Natürlich zeigt man sich in Motivationsschreiben von seiner besten Seite. Natürlich sollte man selbstbewusst wirken. Wer es aber übertreibt, wirkt wie im echten Leben – unsympathisch. Hier ein reales Beispiel, wie man es nicht machen sollte (Namen und Firmen geändert):

    Um unabhängig arbeiten zu können, bedarf es herausragender Organisationsfähigkeiten, außergewöhnlicher Führungsstärke und überragender Kreativität. Diese Fähigkeiten konnte ich mir während meines Praktikums bei Siemens in Vancouver, als engagiertes Mitglied des Börsenvereins sowie als Mitbegründer von coffeehouse.com aneignen.“

    5. Selbstcharakterisierungen

    Vielleicht sind Sie versucht, Ihre herausragenden Charaktereigenschaften im Motivationsschreiben mit einzubringen. Dass Sie belastbar sind, teamfähig, sensibel und verantwortungsvoll. Tun Sie es nicht. Eigenlob stinkt. Immer. Ihre Charaktereigenschaften ergeben sich aus dem, was Sie tun. Wenn Sie seit Ewigkeiten Kirchenfreizeiten leiten, wenn Sie sich im Sportverein engagieren, wenn Sie sich im Fachschaftsrat engagieren, sagt das tausendmal mehr aus, als wenn Sie von sich behaupten, ein so netter Mensch zu sein. Hier ein paar Negativbeispiele:

    „Ich verfüge über Teamfähigkeit, ausgezeichnete Ausdrucksweise, klare Ziel- und Ergebnisorientierung, Zuverlässigkeit sowie Freude am Kontakt mit Menschen aller Nationalitäten.“

    „Dabei darf ich mich selbst als sehr belastungsfähig erleben, da ich in Extremsituationen handlungsfähig bleibe und unter großem Druck verantwortungsvolle Entscheidungen treffen kann.“

    6. Umgangssprache

    Ein eher seltener Fehler – die Nutzung einer komplett unpassenden Sprache. Bei einem Motivationsschreiben, aus dem diese Zitate stammen, bin ich allerdings fast vom Stuhl gefallen:

    Ich heiße Luisa und studiere seit September 2009 an der FH Erfurt Eventmanagement. Der Weg dorthin war steinig und schwer und hat mich und alle um mich rum definitiv viele Nerven und graue Haare gekostet.“

    Mir ist es sehr wichtig dieses Studium zu absolvieren, da ich im Leben keine weiteren Anhaltspunkte habe um später etwas zu erreichen. Ich habe leider auch nicht die finanzielle Möglichkeit mein Leben sinnlos zu verplempern.“

    7. Logische Sprünge

    Schwer mit einem Zitat zu belegen, ist dies doch einer der häufigsten Fehler. Dieselben Dinge werden an verschiedenen Stellen angesprochen, es gibt keinen roten Faden, keine Geschichte, keine Kohärenz. Mein Tipp: Achten Sie auf eine gute Ordnung und einen roten Faden in Ihrem Schreiben.

    8. Guttenberg Style

    Kopieren Sie nicht - und vor allem nicht von mir! Bild: Tim Bartel / Flickr.com
    Kopieren Sie nicht – und vor allem nicht von mir! Bild: Tim Bartel / Flickr.com

    Schreiben Sie nicht ab – auch nicht von mir! Meine Anleitung zum Motivationsschreiben fürs Studium enthält eine Reihe von Beispielformulierungen. Kopieren Sie sie nicht – denn auch andere lesen meine Artikel. Folgende E-Mail eines Professors erreichte mich vor einiger Zeit:

    Lieber Herr Horndasch,

    Ihre Vorschläge für Motivationsschreiben für Masterstudiengänge haben durchschlagenden Erfolg 🙂

    Den Satz „Mir ist bewusst, dass Ihre Fakultät den Bewerbern nur eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen anbietet. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mich meine akademische Vorbildung dazu befähigt, Ihren hohen akademischen Standards mehr als zu genügen und einen engagierten Beitrag zum …. .“ haben wir in gefühlten 20 % der Bewerbungen diese Woche gelesen!

    Herzliche Grüße!

    9. Rechtschreibfehler

    Natürlich organisierte Horst die Abschiedsfeier für seinen besten Freund Heinz. Und doch war es ihm ein Rätsel, warum gerade er als einziger im Freundeskreis ohne Masterstudienplatz geblieben war.
    Gerne organisierte Horst die Abschiedsfeier für seinen besten Freund Heinz. Und doch war es ihm ein Rätsel, warum gerade er als einziger ohne Masterstudienplatz geblieben war. Bild: AdiH / Flickr.com

    Kein Fehler kickt mehr aussichtsreiche Studierende aus Bewerbungsverfahren als Rechtschreibfehler. Weit mehr als die Hälfte aller Motivationsschreiben, die ich lese, enthalten haarsträubende Fehler. Tödlich bei der Bewerbung an einer wissenschaftlichen Institution.

    Dabei ließe sich das so leicht vermeiden: Word filtert schon einiges heraus (wenn man denn die Vorschläge ernst nimmt). Die verbleibenden Fehler lassen sich durch Freunde und Verwandte eliminieren. Man sollte sich allerdings jemanden suchen, der wirklich gut schreiben kann – und dies nicht nur behauptet.

    10. Einladung vorweg nehmen

    Tun Sie nicht so, als hätten Sie die Einladung bereits in der Tasche. Das sollten Sie dem Auswahlkomitee überlassen.

    „Ich freue mich darauf, meine Bewerbung mit Ihnen im Auswahlgespräch zu erörtern.“

    Sie wirken keineswegs selbstbewusst, wenn Sie bereits von einer Einladung ausgehen. Sie wirken unverschämt. Sie wirken keineswegs demütig, wenn Sie im Konjunktiv sprechen. Sie wirken höflich und realistisch. Schreiben Sie daher lieber:

    „Ich würde mich sehr über die Gelegenheit freuen, meine Motivation im Auswahlgespräch näher zu erörtern.“

    11.   Sich nicht an Regularien halten

    Hochschulen sagen häufig sehr klar, was im Motivationsschreiben stehen soll und welche Länge sie erwarten. Daran sollte man sich halten. Viele tun das nicht – meist aus Ignoranz. Und genau das signalisiert man, indem man sich nicht an die Forderungen hält: Ignoranz, Schluderigkeit, Oberflächlichkeit. Tun Sie das nicht – und machen Sie es besser.

    12.   Sich unwohl fühlen

    Wenn Sie sich irgendwo bewerben und das Gefühl haben, sie können sich nicht richtig mit Ihrem Schreiben identifizieren – dann haben Sie mit diesem Gefühl möglicherweise Recht. Im Motivationsschreiben sollte man sich von seiner besten Seite zeigen – wer sich aber als jemand anders zeigt als derjenige, der er ist, macht in der Regel einen Fehler.

     

    Übrigens: Sehr gute Tipps zu allen Bewerbungsfragen – und somit natürlich auch zu Motivationsschreiben fürs Studium – bietet übrigens Gerhard Winkler auf seiner Internetseite.

     


    [1] Bei allen realen Beispielen wurden Namen und Orte geändert.

  • Workshops zur perfekten Masterbewerbung in Berlin und Regensburg

    Den richten Master auswählen, Motivationsschreiben und Lebensläufe schreiben – ein Alptraum für viele Studierende. In meinen Workshops zeige ich, wie es geht – praxisnah, unterhaltsam und konstruktiv.

    Sebastian Horndasch
    Individuelle Beratung in meinen Workshops Bild: e-fellows.net

    Vor der Wahl des richtigen Masters steht die Suche – bei zahlreichen Möglichkeiten im In- und Ausland sowie mangelnder Übersichtlichkeit eine Herausforderung. Bei der konkreten Auswahl spielen viele Faktoren eine Rolle, unter anderem berufliche Erwägungen, die inhaltliche Ausrichtung oder das Renommee der Hochschule. Im Seminar „Der perfekte Master – Auswahl und Bewerbung“ lernen Studierende konkret, wo und wie sie suchen können – und wie sie gute von schlechten Masterprogrammen unterscheiden.

    Bewerbungen für Masterprogramme erfordern häufig Motivationsschreiben und Lebensläufe – ein großer Unsicherheitsfaktor für Studierende. In meinem fünf- bis sechsstündigen Workshop lernen die Teilnehmer, worauf sie beim Schreiben ihres Motivationsschreibens achten sollten und wie ein guter Lebenslauf aussieht. Dabei erarbeiten wir gemeinsam eine Struktur sowie Schlüsselformulierungen für eine gelungene Bewerbung.

    Im Januar 2013 halte ich den Workshop an mehreren Orten, noch nichts ganz ausgebucht sind die beiden in Regensburg und Berlin. Hier die Daten:

    Regensburg am Donnerstag, den 10.01.2013, 10:00 – 15:00 Uhr

    Ort: Agentur für Arbeit Regensburg, Raum 2.085

    Kosten: Keine

    Verbindliche Anmeldung (mit Angabe von Name, Studiengang, Semester/ Abschluss): regensburg.271-Akademiker@arbeitsagentur.de oder careerservices@hs-regensburg.de

    Berlin am Montag, den 14.01.2013, 13:00 – 18:00 Uhr

    Ort: Agentur für Arbeit Berlin Mitte, BIZ, Friedrichstr. 39, 10969 Berlin, Gruppenraum B

    Kosten: Keine

    Anmeldung: per E-Mail an: Berlin-Mitte.Hochschulteam@arbeitsagentur.de

  • Schlechtes Abi – BWL privat studieren?

    Eine potentielle Kundin glaubt, an einer staatlichen Hochschule im Fach BWL keine Chance zu haben. Sie möchte daher von mir ein Motivationsschreiben für die private EBC Hochschule erstellt wissen. Doch ist das wirklich der einzige Weg? Horndasch hilft!

    Straßenmusik: Eine Möglichkeit zur Begleichung hoher Studiengebühren. Bild: Collin Key / Flickr.com

    Hallo Herr Horndasch,

    ich habe 2010 mein Abitur in Niedersachsen gemacht und danach eine Ausbildung begonnen, die ich 2013 beenden werde. Nach meiner Ausbildung möchte ich ein BWL-Studium an der EBC Hochschule Hamburg aufnehmen, da ich mit meinem recht schlechten Abiturschnitt an staatlichen Unis nur geringe Chancen auf einen Studienplatz in BWL habe. Daher ist mir der BWL-Studiengang an der privaten EBC Hochschule sehr wichtig. Können Sie mir helfen?

    Viele Grüße

    Sandra Leuschner

    Liebe Frau Leuschner,

    zunächst einmal Danke für Ihre Anfrage. Meine erste Frage an Sie lautet: Wollen Sie das wirklich? Die EBC Hochschule ist eine eine private Hochschule, an der Sie viel Geld zahlen – genau gesagt 675 Euro pro Monat. Hinzu kommen Prüfungsgebühren, Aufnahmegebühren sowie eine Bachelor-Prüfungsgebühr. Zusammen kommen Sie bei einem sechssemestrigen Studium auf etwa 26.000 Euro nur an Gebühren. Sehr viel Geld. Die EBC ist dabei wahrlich keine schlechte Hochschule, sie ist aber auch nicht herausragend. Es handelt sich bei der EBC Hochschule um eine solide Mittelklasse-Privathochschule. Anders als bei den Top-Privathochschulen bekommen Sie hier kaum mehr geboten als bei der staatlichen Konkurrenz.

    Was Sie vielleicht nicht wissen: Sie haben viele Optionen an staatlichen Hochschulen. Es gibt eine große Reihe an staatlichen Fachhochschulen und sogar einige Universitäten, an denen Sie BWL zulassungsfrei studieren können – also unabhängig von Ihrem Abiturschnitt. Drei Beispiele von guten zulassungsfreien Bachelorstudiengängen in Betriebswirtschaftslehre:

    Sie können meine Suche leicht nachvollziehen: Gehen Sie auf www.hochschulkompass.de, klicken Sie auf Studiengänge > Profisuche, suchen Sie nach „Betriebswirtschaftslehre“ und klicken Sie auf die Optionen grundständige Studiengänge; ohne Zulassungsbeschränkung; staatliche Trägerschaft.

    Und selbst wenn Studiengänge mit einem NC belegt sind, ist das für Sie nicht das Ende. Denn NCs sind nicht immer allzu hart. Wie der NC funktioniert, erkläre ich in meinem Artikel „Wie hoch ist der Numerus Clausus?“. Wenn Sie auf nc-werte.info schauen, finden Sie die NC-Werte der vergangenen Jahre. Teilweise liegen diese Werte bei 3,0 oder höher. Und diese Hürde ist selbst mit einem eher schlechten Abi zu schaffen.

    Mit besten Grüßen!

    Sebastian Horndasch

  • Was studieren? Anleitung zur schnellen Studienwahl

    Was studieren, wo studieren, wie studieren? Der Studienbeginn naht – und noch ist unklar, wohin es gehen soll? Horndasch hilft – so funktioniert die Studienwahl auf die Schnelle.

    In dieser Situation definitiv die falsche Lösung. Bild: Akbar Simonse / Flickr.com

    Es ist kurz vor Studienbeginn – und das einzige, was sicher ist, ist, dass man etwas studieren will. Viele Fragen sind ungelöst – was studieren, an welchem Ort soll ich studieren und welche Möglichkeiten habe ich überhaupt noch? In dieser Klemme stecken jedes Jahr tausende Abiturienten. Die gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät für die Auswahl des Studiums. Die schlechte: Man sollte sich nun sputen.

    Die Situation

    Fürs Wintersemester gilt: Mitte Juli läuft die Bewerbungsfrist für sogenannte zulassungsbeschränkte Studiengänge ab – in einigen Fällen wie Medizin ist es sogar Mitte Juni. Die Bewerbungsfristen fürs Sommersemester enden in der Regel am 15. Januar. Zulassungsbeschränkte Studiengänge verlangen typischerweise einen bestimmten Abiturschnitt oder eine ausführliche Bewerbung mit Lebenslauf und Vorstellungsgespräch. Hier eine Erklärungen des Numerus Clausus.

    Wer sich erst danach um einen Studienplatz kümmert, dem bleiben fürs Studium nur noch die zulassungsfreien Studiengänge. Doch glücklicherweise sind etwas die Hälfte aller Studiengänge zulassungsfrei – für große Auswahl an Bachelorprogrammen ist also gesorgt.

    Erster Schritt – was studieren?

    Mehr Infos: Bachelor nach Plan

    Mein Buch Bachelor nach Plan enthält die Antworten auf die Fragen „Was studieren und wo studieren?“ sowie zahlreiche Tipps zu Bewerbung und Finanzierung des Studiums.

    Die Studienentscheidung fällt vielen Abiturienten schwer. Klar, denn es gibt etwa 9.400 grundständige Studiengänge in Deutschland – und die Zahl wächst noch. In der Kürze der Zeit bleibt kein Platz mehr für ausführliche Recherchen, Hochschulbesuche und ausgiebige Gespräche mit Beratern. Was also tun? Eine Möglichkeit, bei der Studienwahl mehr Klarheit zu bekommen: Selbsttests machen. Diese funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie die bekannten Bravo-Tests wie „Welcher Flirttyp bist Du?“ oder „Hast Du ein Feeling für Magic?“. Sie sind nur etwas fundierter. In diesem Fall stellen sie die Frage: „Was studieren?“

    Eine gute Möglichkeit, die Frage „Was studieren?“ zu beantworten, ist der Powertest von der Bundesagentur für Arbeit. Der Test dauert ein wenig, ist aber sehr fundiert. Eine gute Webseite ist auch das Borakel der Universität Bochum – der Test ist umfangreich und die Ergebnisse hochinteressant. Ebenfalls empfehlenswert ist der Perspektiven-Test der Allianz Versicherung. Die Uni Hohenheim hat mit www.was-studiere-ich.de ebenfalls einen guten Test im Programm. Die Ergebnisse sind natürlich nicht in Stein gemeißelt, können aber bei der Studienwahl des Bachelors sehr nützlich sein. Hier noch mehr Infos zu Studienwahltests.

    Die Ergebnisse der Tests sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss – doch hilfreich sind sie allemal. Wem es daneben aufs Geld ankommt, der kann sich in meinem Artikel zum Verdienst nach dem Studium informieren.

    Was studieren? Auf den ersten Blick sehen viele Studiengänge gleich aus, bei näherem Hinsehen zeigt sich ihre Verschiedenheit. Bild: Claudio Alejandro Mufarrege / Flickr.com

    Zweiter Schritt – konkrete Programme finden

    Hat man Was studieren? generell beantwortet, folgt nun das konkrete Richtung. Was heißt das? Wenn man sich beispielsweise für BWL entschieden hat, kann man immer noch einen Haufen Spezialisierungen und Mischfächer wählen. Wenn sich ein Abiturient beispielsweise Informatik als generelle Richtung gewählt hat, kann er immer noch Spezial- und Mischfächer wie zum Beispiel Wirtschaftsinformatik, Bioinformatik oder – noch individueller – Internet Computing an der Uni Passau, Mediensysteme an der Uni Weimar studieren. Was tun?

    Gut, dass es für diesen Fall eine Suchmaschine gibt: Den Hochschulkompass. Dort kann man nach einzelnen Studiengängen suchen. Der Vorteil bei der Studienwahl ist, dass auch angrenzende Fächer gefunden werden – siehe die beiden Beispiele oben. Ein großes Plus bei der Auswahl des Bachelorstudiums: Wenn der jeweilige Studiengang im CHE-Ranking (siehe nächster Absatz) vorkommt, ist er automatisch verlinkt.

    Wichtig bei der Frage, was man studieren will, ist auch die nach Fachhochschule oder Uni. Grundsätzlich sollte man da nach dem am besten passenden Studiengang gehen. Die Bachelorabschlüsse beider Hochschularten sind gleichgestellt. FHs sind in der Regel etwas weniger theoretisch als Unis.

    Dritter Schritt – den bestmöglichen Studiengang finden

    Was studieren ist nun geklärt. Nur wo? Welcher Studiengang ist gut und welcher nicht? Für den Laien ist die Unterscheidung fast unmöglich. Daher gibt es eine Reihe von Rankings, die die Qualität von Hochschulen bewerten und bei der Studienwahl helfen. Das beste hierzulande: Das CHE Ranking, das von der Zeit herausgegeben wird. Hier werden die meisten Studienrichtungen an fast allen deutschen Hochschulen bewertet. Unter anderem bekommt man Infos über Studiensituation, Betreuung, Bibliotheksausstattung, Publikationen, Laborausstattung, Forschungsreputation, Reputation bei anderen Professoren und vieles mehr. Für die Wahl des richtigen Bachelors unverzichtbar.

    Falls man übrigens die Fristen verpasst hat, ist noch nicht alles verloren: Auf der Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz kann man sich ab Anfang September immer um Restplätze bemühen.

    Vierter Schritt – Stadt, Land, Fluss

    Expertentipp: Österreich

    Frist verpasst? NC zu hoch? Es gibt eine Alternative: Österreich. Dort sind alle Fächer NC-frei – mit Ausnahme von Psychologie und Medizin. Man kann sich bis Anfang September (und teils noch länger!) in alle Programme frei einschreiben. Mehr Informationen zum Studium in Österreich gibt es bei Studis Online.

    Einige möchten fürs Studium nicht ihre Heimatregion verlassen, andere zieht es ans andere Ende des Landes oder sogar der Welt. Für manche muss es die Großstadt sein, einige fühlen sich aber von der Anonymität abgeschreckt und möchten lieber in kleinere Orte ziehen. Diese Punkte sind bei der Studienwahl wichtig – auch wenn es sich um eine Last-Minute-Entscheidung handelt. Die Auswahl ist kurz vor Schluss aber begrenzt: In den beliebten Städten sind weitaus mehr Fächer mit NC belegt als in der Provinz. Wo studieren? ist da schnell beantwortet.

    Wer sich vor der Studienwahl über die Zielstadt informieren möchte, kann dies bei Studentenpilot tun, wo die meisten Universitätsstädte getestet wurden. Grundsätzliche Informationen gibt es natürlich bei Wikipedia.

    Theatersüchtigen hilft vielleicht das Theaterverzeichnis, Infos zur jeweiligen Kriminalitätsrate hat das Bundeskriminalamt. Eine Übersicht über die besten Mensen hat die Zeitschrift Unicum und wo am besten Fahrrad gefahren werden kann, sagt der ADFC.

    Fünfter Schritt – Unterlagen zusammentragen und verschicken

    Es soll an einen schönen Ort gehen. Doch was ist schön? Die Meinungen sind da verschieden. Bild: Blmiers2 / Flickr.com

    Die Wahl des richtigen Bachelors ist abgeschlossen? Was studieren, wo studieren, wie studieren klar? Gut, dann raus mit der Bewerbung. Neben einer notariell beglaubigten Kopie des Abizeugnisses braucht man die ausgefüllten Unterlagen sowie einen Nachweis der Krankenkasse. Wichtig: Ganz genau die geforderten Unterlagen einreichen. Achtung: Bei der Deadline zählt in der Regel das Datum des Posteingangs an der Hochschule – und nicht der Poststempel!

    Tipp: Falls man sich der Sache noch immer nicht sicher ist, schaden Bewerbungen an mehreren Hochschulen keineswegs – allerdings kann dies teuer werden, falls man bei der Einschreibung bereits den Semesterbeitrag zahlen muss.

    Sechster Schritt – Durchatmen und aufs Studium freuen

    Wenn die Einschreibung in einen guten Studiengang geschafft ist, kann man sich ersteinmal zurücklehnen. Aber nicht zu lange: Denn wichtige Fragen wie die der Studienfinanzierung sind noch nicht geklärt. Tipps dazu sowie zu weiteren Themen wie der Wohnungssuche, dem Hochschulsystem, der Bewerbung fürs Studium, spannenden Studiengängen und vielem mehr gibt es in Bachelor nach Plan sowie in diesem Blog.

  • Den richtigen Master wählen: Messen im Herbst

    Die Masterwahl ist eine Wissenschaft für sich. Welche Hochschule nehme ich? Inland oder Ausland? Wie schreibe ich ein Motivationsschreiben? Und wie soll ich das alles finanzieren? Master-Messen sind dabei ein guter Weg – und ich als Masterexperte bin dabei fast immer vor Ort.

    Sebastian Horndasch auf der Mastermap Messe in Köln

    Auf Master-Messen erwartet die Besucher in der Regel ein gemischtes Programm. Hauptausteller sind verschiedene Hochschulen aus dem In- und Ausland. Hinzu kommen ein paar Serviceanbieter sowie der eine oder andere potentielle Arbeitgeber, der sich schon einmal den Absolventen präsentieren möchte. Allgemein gibt es ein Vortragsprogramm, auf dem die Aussteller sowie einige Experten zu Wort kommen (zu letzteren gehöre ich). Hochschulmessen sind ein hervorragender Weg, sich über Hochschulen, Programme und Möglichkeiten zu informieren: Das direkte Gespräch ist immer noch die beste Infoquelle. Mit einer Einschränkung: Private Hochschulen sind auf Master-Messen komplett übervertreten. Der Grund ist einfach: Sie haben schlicht höhere Marketingbudgets als staatliche Konkurrenten.

    Ich werde auf allen großen Mastermessen in Deutschland präsent sein und stehe den Besuchern mit Rat und Tat zur Verfügung. Folgende Messen gibt es:

    Mastermap: Köln, Berlin, Hamburg, Münster

    Die jüngste unter den Master-Messen findet am 30. Oktober in Köln statt und zwar im schönen Gürzenich, einem liebevoll renovierten Gebäude aus dem Mittelalter. Der Besuch lohnt sich also bereits architektonisch. Ich selbst werde auf zwei Vorträgen zur Masterbewerbung – also zu Motivationsschreiben, Lebensläufen etc – sowie zur Finanzierung des Masters sprechen. Weitere Mastermap-Messen finden im April und Mai 2013 in Berlin, Hamburg und München statt.

    Master & More: Hamburg, Wien, Stuttgart, München, Berlin, Münster

    Der Platzhirsch der Master-Messen ist die Master & More, die diesen Herbst gleich an sechs Standorten vertreten ist. Den Auftakt macht am 15. November Hamburg. Dann geht es am 20. November in Wien weiter, es folgen am 22. November München, am 27. November Stuttgart, am 06. Dezember Berlin und am 08. Dezember Münster. An allen Standorten bin ich mit Vorträgen sowie einem Stand vertreten. Die Master & More Messen bestechen vor allem durch ihre große Anzahl an Messeausstellern – dadurch ist für jeden etwas dabei. Auf allen Messen werde ich mit Vorträgen und Ständen vor Ort sein.

    Ausblick: Job & Master Day in Frankfurt und München

    Die älteste Mastermesse Deutschlands ist der Job & Master Day, der von e-fellows.net veranstaltet wird. Die Besonderheit hier: Die Aussteller sind zur Hälfte Firmen, zur anderen Hälfte Hochschulen. Außerdem richtet sich das Event hauptsächlich an BWLer und Studierende verwandter Fachrichtungen. Falls man zu der Zielgruppe gehört, kann man sich daher gezielt informieren. Der Job & Master Day München findet am 09. März 2013 statt, der Job & Master Day Frankfurt am 23. März. Und natürlich bin auch ich mit Vorträgen und Beratung dabei.

  • Die Studienplatzklage – Kosten, Chancen, Risiken

    Der Ansturm auf Hochschulen ist so groß wie nie zuvor. Die große Konkurrenz sorgt natürlich auch für viele Enttäuschungen. Eine Möglichkeit bei Ablehnung: Die Studienplatzklage. Doch wie funktioniert sie? Kann man auf für den Master eine Studienplatzklage anstrengen? Und wie sind die Kosten einer Studienplatzklage? Ein Interview mit Christoph R. Müller, von der Kanzlei Dr. Selbmann & Bergert, die sich auf Studienplatzklagen spezialisiert hat.

    Justitia: Sieht theatralisch aus, in Wirklichkeit ist eine Studienplatzklage aber eher eine bürokratische Angelegenheit. Bild: Giuseppe Quattrone / Flickr.com

    Horndasch: Wie funktioniert eine Studienplatzklage eigentlich?

    Christoph R. Müller: Eine Studienplatzklage ist in zwei verschiedenen Varianten möglich. Zum einen ist es möglich, gegen einen Ablehnungsbescheid auf eine Studienplatzbewerbung bei der jeweiligen Hochschule beziehungsweise hochschulstart.de vorzugehen. Ziel ist es, die vermeintlich fehlerhafte Ablehnung durch Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe zu korrigieren. Diese Art der Studienplatzklage ist nur in Einzelfällen erfolgsversprechend. Zum anderen kann die Studienplatzklage mit dem Argument erhoben werden, die Kapazität von Studienplätzen sei fehlerhaft festgesetzt worden. Im Verfahren wird dann die sogenannte Kapazitätsberechnung geprüft. In fast allen Studiengängen gibt es Universitäten, welche Probleme haben, eine rechtlich einwandfreie Kapazität zu errechnen. Wenn es gelingt, diese Fehler im Prozess aufzudecken, wird die Hochschule verpflichtet, die weiteren Studienplätze unter den Klägern oder Antragstellern zu vergeben.

    Über Dr. Selbmann & Bergert:

    Die Anwaltskanzlei Dr. Selbmann & Bergert betreibt die Seite studienplatz-klage.de und ist ausschließlich im Bildungsrecht tätig. Die Kanzlei verfügt über langjährige Erfahrung in dem Bereich und kann so alle Fragen im Bildungsrecht, insbesondere rund um die Studienplatzklage, beantworten. Die Kanzlei gibt unter anderem eine umfangreiche und kostenlose Infobroschüre zum Thema Studienplatzklage heraus.

    Horndasch: Besonders häufig werden Studienplatzklagen in der Medizin angestrengt. Wie sind da die Erfolgsaussichten?

    Christoph R. Müller: Die Erfolgsaussichten einer Studienplatzklage in der Medizin sind an jeder Universität und auch von Semester zu Semester unterschiedlich. Klar ist, dass in stark nachgefragten Fächern wie Medizin die Nachfrage das Angebot an Studienplätzen bei weitem übersteigt. Regelmäßig erfolgt die Vergabe der Studienplätze dann durch Los.

    Horndasch: Und wie sind die Chancen einer Studienplatzklage in anderen Fächern?

    Christoph R. Müller: Die Chancen einer Studienplatzklage sind immer individuell zu betrachten. Gerade in wenig nachgefragten Fächern ist eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit gegeben. Tatsächlich sind nur erfahrene Rechtsanwälte in Kenntnis der Sachlage des Einzelfalls in der Lage, die Erfolgschancen konkret abzuschätzen.

    Horndasch: Wie hoch sind die Kosten einer Studienplatzklage? Hängt das von den Fächern ab?

    Christoph R. Müller: Die Kosten einer Studienplatzklage werden von diversen Faktoren bestimmt. Neben den Kosten der eigenen anwaltlichen Vertretung besteht ein finanzielles Risiko in Hinblick auf die Gerichtskosten sowie den möglichen anwaltlichen Kosten der Hochschule, die gegebenenfalls zu tragen sind. Ein einzelnes Verfahren gegen eine Universität kann da leicht 1.500 Euro kosten. Aber auch hier gilt, dass eine anwaltliche Beratung im Einzelfall bei der Einschätzung des spezifischen Kostenrisikos hilft. So können zum Beispiel besonders preiswerte Verfahren herausgesucht werden.

    Horndasch: Übernimmt die Rechtsschutzversicherung möglicherweise die Kosten?

    Christoph R. Müller: Tatsächlich gibt es nur noch wenige Rechtsschutzversicherungen welche die Kosten von Studienplatzklagen tragen. Wenn überhaupt, werden nur sehr wenige Verfahren übernommen. Häufig besteht ein Ausschluss, nach dem Verfahren im Zusammenhang mit der Vergabe von Studienplätzen von der Rechtsschutzversicherung nicht getragen werden. Wer noch einen älteren Rechtsschutzversicherungsvertrag hat, kann eventuell eine größere Anzahl von Studienplatzklageverfahren über die Rechtschutzversicherung abrechnen.

    Durch so viele Instanzen geht die Klage hoffentlich nicht. Bild: Mehr Demokratie e.V. / Flickr.com

    Horndasch: Man hört immer wieder von erfolgreichen Klägern, die später dennoch den Studienplatz verlieren. Wie hoch ist das Risiko nach einer erfolgreichen Studienplatzklage?

    Christoph R. Müller: Genauso wie es den Studienplatzklägern möglich ist, gegen eine Entscheidung der ersten Instanz vorzugehen, ist es auch den Hochschulen möglich, die gerichtliche Entscheidung zu überprüfen. Dies ist den Hochschulen immer dann möglich, wenn sie in der ersten Instanz zur Zulassung von Studienplatzklägern verpflichtet wurden. Im Ergebnis kann es daher vorkommen, dass der Studienplatz, den man in der ersten Instanz erhalten hat, in der zweiten Instanz kassiert wird. Dies führt zwar dazu, dass man den zugewiesenen Studienplatz wieder verliert. Die Leistungen, insbesondere die Scheine, die man zwischenzeitlich erlangt hat, bleiben aber erhalten. Wie hoch das Risiko ist, den in der ersten Instanz erlangten Studienplatz wieder zu verlieren, kann nur anhand der Entscheidung der ersten Instanz eingeschätzt werden. Tatsächlich verlieren nur sehr wenige Studienplatzkläger den eingeklagten Studienplatz wieder.

    Horndasch: Auch beim Master tobt ein immer größerer Kampf um Studienplätze. Wie stehen die Chancen einer Studienplatzklage im Master?

    Christoph R. Müller: Beim Zugang zum Masterstudium ist genau zu prüfen, welche der beiden benannten Studienplatzklagevarianten erfolgsversprechend ist. Häufig wird es ratsam sein, sowohl gegen die Ablehnungsentscheidung als auch gegen die zu niedrig festgesetzte Kapazität vorzugehen. Wegen der relativ neuen und unterschiedlichen Masterstudiengänge sind viele Rechtsfragen noch nicht hinreichend geklärt. Für die Universitäten ist es hier besonders schwer, rechtssicher zu handeln. Die Chancen für eine Studienplatzklage stehen hier häufig gut. Jedoch können die Ausgangssituationen sehr vielschichtig sein, weshalb auch hier eine anwaltliche Prüfung im Einzelfall geboten ist.

    Wie die Klage funktioniert, stellt die Kanzlei in folgendem Diagramm dar:

    ablauf-der-studienplatzklage Weiter Informieren

    Die Studienplatzklage ist natürlich nicht der einzige Weg, an einen Studienplatz zu gelangen. In einem umfangreichen Artikel zeige ich Wege auf, wie man in der letzten Minute an einen Studienplatz kommen kann.

  • Motivationsschreiben fürs Medizinstudium – Horndasch hilft

    Eine Abiturientin bewirbt sich fürs Medizinstudium und braucht ein Motivationsschreiben. Meine Anleitung fürs Motivationsschreiben war schon hilfreich – sie hat aber weitere Fragen. Horndasch hilft.

    Attraktiv: Das Medizinstudium
    Attraktiv: Das Medizinstudium Bild: Chuck Patch / Flickr.com

    Sehr geehrter Herr Horndasch,

    ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und möchte mich für ein Medizinstudium an einer Universität bewerben. Dazu brauche ich ein Motivationsschreiben, das Aufschluss gibt über die „Motivation für die Wahl des Studienganges, die Gründe für die Studienortswahl, etwaige fachspezifischen Vorerfahrungen, sowie die subjektiv empfundene Qualifikation für dieses Studium“. Soll ich die Adresse der Uni ebenfalls als Briefkopf angeben, obwohl ich das Motivationsschreiben fürs Medizinstudium zum Auswahltermin mitbringe? Soll ich ein Betreff angeben? Ist es ratsam, hauptsächlich auf die Attraktivität des Studiums und der Uni einzugehen oder auch auf die regionale Umgebung? Soll ich das Motivationsschreiben mit „Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit möchte ich mich um…bewerben“ anfangen?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir helfen können.

    Hallo,

    das Medizinstudium ist eine gute Wahl – nicht zuletzt aufgrund des Verdienstes. Ihre Fragen drehen sich einerseits um die Formatierung Ihres Motivationsschreibens fürs Medizinstudium, andererseits um den Inhalt.

    Formatierung des Motivationsschreibens

    Im Grunde können Sie beides machen: Das Motivationsschreiben mit Briefkopf gestalten oder auch ohne. Da das Motivationsschreiben in der Regel Teil einer umfangreichen Bewerbung ist, lasse ich den Briefkopf meist weg – Sie führen die gesamten Bewerbungsunterlagen ja in der Regel mit einem kurzen Anschreiben ein, das einen Briefkopf enthält.

    Sie persönlich bringen Ihr Motivationsschreiben für das Fach Medizin zum Auswahlgespräch mit. Ich würde in Ihrer Situation tendenziell einen Briefkopf nutzen – und dann auch ein Betreff angeben. Das könnte zum Beispiel lauten: „Motivation für die Wahl des Studienganges“ oder „Meine Bewerbung für das Studium der Humanmedizin an der Universität Gotham City“.

    Inhalt des Motivationsschreibens
    Sich selbst und seine Motivation realistisch und überzeugend zu beschreiben, ist nicht ganz einfach. Bild Andreas Levers / Flickr.com

    Beim Inhalt ist meine allererste Devise: Kein Bullshit. Was heißt das? Sie müssen mit konkreten Argumenten überzeugen, nicht mit leerer Motivation. Dabei fasst die von Ihnen zitierte Fragestellung die Anforderungen schon gut zusammen. Fragen Sie sich: Warum die konkrete Hochschule – und keine andere? Warum Humanmedizin? Was für Erfahrungen haben Sie bewogen? Inwiefern sind Sie besonders qualifiziert? Was können Sie an besonderem Engagement bieten? Was wollen Sie mit dem Medizinstudium später machen? Diese Fragen sollte Ihr Motivationsschreiben beantworten.

    Auf die regionale Umgebung würde ich im Motivationsschreiben nur eingehen, falls diese Studienrelevant ist – sich also durch besondere Einrichtungen etc. auszeichnet.

    Der Beginn des Motivationsschreibens „…hiermit bewerbe ich mich um…“ ist okay, aber langweilig. Ich würde immer mit Ihren besten Argumenten einsteigen. Ein Beispiel für einen vernünftigen Einstieg in ein Motivationsschreiben für Medizin:

    Schon zu Schulzeiten war es mein Ziel, später als Medizinerin zu arbeiten. Mein Freiwilliges Soziales Jahr im Rot-Kreuz-Krankenhaus Neustadt hat mich in diesem Wunsch gefestigt. Die Universität Gotham City überzeugt mich durch den patientennahen Ansatz der Lehre sowie durch ihre hervorragende Reputation. Mit meinen sehr guten Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie meiner hohen Motivation bin ich überzeugt, Ihren hohen Anforderungen gerecht zu werden.

    Weiter lesen: Meine Anleitung fürs Motivationsschreiben finden Sie hier. Für Studis Online habe ich einen umfangreichen Artikel zu Auswahlgesprächen an Hochschulen verfasst. Für Sie sicherlich interessant. Und falls Sie noch einen Lebenslauf brauchen: Hier meine Anleitung für Lebensläufe – mit Beispielen.

  • Anleitung: Lebenslauf für Bewerbung und Studium – mit Beispielen

    Einen Lebenslauf braucht man für jede Bewerbung – sei es im Praktikum, für ein Masterstudium oder für den Job. Doch wie ist der Aufbau eines guten Lebenslaufes? Horndasch hilft – mit zwei Beispiellebensläufen als Muster. Weitere Tipps gibt es in meinem Buch Master nach Plan.

    Hier fehlen möglicherweise ein paar Details. Bild: Fabrizio Morroia / Flickr.com

    Spätestens bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz wird es für die meisten Studierenden ernst: Ein Lebenslauf muss her. Doch woher nehmen? Politikstudentin Susanne erinnert sich. „Als Erstsemestlerin wollte ich gleich durchstarten. Also habe ich mich für die Wintersemesterferien für mehrere Praktika beworben. Leider wusste ich nicht, wie eine gute Bewerbung auszusehen hat.“ Susanne hatte in der Schule einen Lebenslauf erarbeitet. Diesen kramte sie hervor und aktualisierte ihn. „Unsere Lehrerein hatte uns beigebracht, dass man alle Stationen in eine einzelne Tabelle packen und chronologisch ordnen solle.“ Ein Fehler. „Ich habe nur Ablehnungen erhalten. Das lag natürlich nicht nur am Lebenslauf. Dennoch hätte ich mich besser informieren sollen.“

    Wie Susanne ergeht es vielen Studierenden: Sie sind unsicher, wie ein der Lebenslauf für ihre Bewerbung aussehen soll. Eine Internetsuche fördert eine Flut an Hinweisen zu Tage, die teils gut sind, teils schlecht, oft widersprüchlich und meist verwirrend. Hinzu kommt, dass Eltern oft nicht helfen können: Der Aufbau von Lebensläufen hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert.

    Der Lebenslauf: Worum geht es?

    Was ist das Ziel eines Lebenslaufes? Was soll er leisten? Eigentlich ist es einfach: Es geht darum, alle Stationen und Aktivitäten im bisherigen Leben schnell erfassbar zu machen. Der Leser muss auf den Lebenslauf schauen und sich innerhalb von wenigen Sekunden ein Bild machen können. Ein Lebenslauf leistet dies dann, wenn er ein klares Design hat und nicht durch Textwüsten verwirrt. Wenn er die wichtigsten Informationen voran stellt und nicht irgendwo versteckt. Wenn er nicht zu wenig sagt, aber auch nicht zu viel. Und wie das genau geht, erfahrt ihr im Folgenden sowie in den beiden Muster-Lebensläufen – hier Muster-Lebenslauf 1 und hier Muster-Lebenslauf 2.

    Worum geht es noch? Nachfrage bei Max-Alexander Borreck, Autor des Buches „Der Weg zum Stipendium“. „Man sollte vor dem Abschicken überlegen: An wen geht der Lebenslauf? Der Lebenslauf sollte genauso wenig aus der Schublade kommen wie das Bewerbungsschreiben. Ein praktisches Beispiel: Bei einer Bewerbung um ein Bank-Praktikum ist es wahrscheinlich irrelevant, dass man mit 14 Jahren Messdiener war. Bewirbt man sich allerdings für ein Stipendium beim katholischen Cusanuswerk, muss das rein.“

    Grundsätzliche Dinge zum Lebenslauf

    Im Lebenslauf sollten Studenten eine Vielzahl an Dingen beachten:

    Aufbau des Lebenslaufes: Tabellarisch oder ausformuliert?

    Lebensläufe sind von der Form her in der Regel tabellarisch. Chronologisch beginnt man mit den neuesten Dingen und arbeitet sich dann zeitlich rückwärts vor. So ist der erste Beitrag im Bereich Ausbildung bei einem Abiturienten immer das Abitur. „Das hat sich in der Praxis durchgesetzt“, so Max-Alexander Borreck. „Das Neuste zeigt am besten die Entwicklung des Bewerbers und dem gehört am meisten Gewicht.“ Wie sieht das genau aus? Schaut einfach in den Beispiel-Lebenslauf.

    Details im Lebenslauf: Nicht zu wenige, nicht zu viele

    Eine gute Überschrift von Lebenslaufeinträgen enthält die wichtigsten Informationen: „Was, bei wem, wo, wann?“. Dann folgen die Details. Ein Beispiel aus dem Muster-Lebenslauf von Luisa Stephan:

    05/2010 – 08/2010  Praktikantin, Gerd-Müller-Kinderhilfswerk, Kairo

    Zuständig für Kommunikation mit deutschen und ägyptischen Medien; Eventmanagement; Relaunch der Webseite

    Die Überschrift umreißt sofort, was Luisa gemacht hat: Ein Praktikum beim (übrigens nicht real existierenden) Gerd-Müller-Kinderhilfswerk in Kairo. Die Details folgen direkt im Anschluss.

    Viele schreiben zu wenig in ihren Lebenslauf. Lena Schneider bestätigt dies: „Manchmal sehe ich Einträge wie ‚BMW: Praktikum’ ohne weitere Angaben. Damit kann ich nur wenig anfangen. Ich will wissen, in welcher Abteilung der Bewerber war und was er gemacht hat. Romane sollte man allerdings auch nicht schreiben.“ Die Bewerber in den Beispiel-Lebensläufen haben viele Details zu allen wichtigen Stationen genannt.

    Design des Lebenslaufs

    Wer den Job nicht will, nutzt Comic Sans. Bild: Hans Bobanovits / Flirckr.com

    Mit einem guten Design wirkt euer Lebenslauf klar, aufgeräumt und überlegt. Nutzt also keine überflüssigen Schmuckelemente wie Linien und Zierleisten. Für die Muster-Lebensläufe habe ich die empfehlenswerte Schriftart „Helvetica“ genutzt, die Schriftgröße ist 10, bei den Überschriften 12. Andere gute Schriftarten sind Lucida, Calibri, Verdana, Euphemia, Sathu oder Arial. Wichtig ist, dass die Schrift seriös aussieht und gut leserlich ist. Ganz schlecht dagegen: Alberne Schriftarten wie Comic Sans. Und für Apple-Fans: Die Schriftart, die der iPhone-Hersteller auf Produkten und seiner Webseite nutzt, heißt Myriad Pro.

    Lena Schneider ist HR & Recruitment Manager beim Werbedienstleister Vibrant Media. Sie beschäftigt sich täglich mit Lebensläufen von Bewerbern: „Generell gilt: Je schlichter und übersichtlicher, desto besser. Man sollte das Design aber auf den Adressaten abstimmen. Für konservative Unternehmen sollte es eine eher konservative Aufmachung sein. Wer sich dagegen auf ein Praktikum als Webdesigner bewirbt, kann sich auch in der Aufmachung des Lebenslaufes austoben.“

    Die Länge des Lebenslaufes hängt davon ab, wie viel man bereits gemacht hat. Ein 45jähriger Geschäftsführer wird problemlos drei Seiten füllen können. Als Studierende und Berufseinsteiger habt ihr vermutlich etwas weniger Erfahrungen. Ein bis zwei Seiten sollten da reichen. Die beiden Beispiellebensläufe sind jeweils eineinhalb Seiten lang. Studenten sollten ihre Lebensläufe nicht länger werden lassen.

    Manche Leute unterschreiben ihren Lebenslauf. Dies soll größere Verbindlichkeit signalisieren. Lena Schneider: „Das ist in der Regel nicht nötig. Bei konservativen Unternehmen würde ich dazu aber tendieren.“ Die Beispiel-Lebensläufe sind nicht unterschrieben.

    Nicht labern: Keine überflüssigen Informationen in den Lebenslauf

    Etwa 90 Prozent Bewerber nutzen im Lebenslauf folgende Überschrift: „Lebenslauf“ (oder – weil es auf Lateinisch schöner klingt – „Curriculum Vitae“). Doch auch überwältigende Mehrheiten können falsch liegen. Dass es sich um einen Lebenslauf handelt, ist durch Aufbau und Format schon aus fünf Metern Entfernung sichtbar. Auch die Datei hat in der Regel einen Titel wie „Lebenslauf_Meyer.doc“. Warum also eine bekannte Information wiederholen? Schlaue Studenten stellen dagegen Ihren Namen an den Anfang. Denn der ist nicht austauschbar.

    Die Sektionen im Lebenslauf: Studium, Beruf, Engagement

    Lebenslauf-Checkliste

    Das muss in den Lebenslauf:
    – Name, Anschrift, Geburtstag und –ort
    – Ausbildung
    – Berufliche Erfahrungen
    – Ortsangaben zu allen Stationen
    – Sprachkenntnisse
    – Engagement
    – Mitgliedschaften in Vereinen
    – Details!
    Das kann in den Lebenslauf (muss aber nicht):
    – Grundschule
    – Familienstand
    – Nationalität
    – Hobbys
    – Unterschrift
    – Angestrebte Position
    Das sollte nicht in den Lebenslauf:
    – Lügen
    – Persönliche Stärken
    – Schmuckelemente und Verzierungen
    – Die Überschrift „Lebenslauf“
    – Informationen zum Elternhaus
    – Informationen zu Geschwistern
    – Die Religionszugehörigkeit
    – Ein Lebensmotto oder Zitat
    – Rechtschreibfehler
    – Formatierungsfehler

    Der Aufbau des Lebenslaufs teilt sich in verschiedenen Kategorien. Im Lebenslauf-Beispiel der Abiturientin Melda sind es folgende:

    • Foto
    • Persönliche Angaben
    • Angestrebtes Studium
    • Schulische Ausbildung
    • Berufliche Erfahrung
    • Engagement
    • Kenntnisse und Fähigkeiten

    Doch dieser Lebenslauf-Aufbau ist keineswegs in Stein gemeißelt. Je nach Fall könnten zusätzliche Kategorien wie „Publikationen“, „Mitgliedschaften“, „Weiterbildungen“ oder „Hobbys“ dabei sein. Auch kann man eigene Kategorien erfinden: Bewirbt man sich nach dem Studium für einen Job im Medienbereich, könnte eine Kategorie „Erfahrungen im Medienbereich“ heißen. Die Kategorie „Angestrebte Position“ ist übrigens nicht zwingend notwendig und kann im Zweifel weggelassen werden.

    Max-Alexander Borreck rät dazu, die Kategorien nicht ausufern zu lassen. „Man sollte den Lebenslauf nicht überfrachten – der Inhalt muss im Vordergrund stehen. Im Zweifel würde ich bei den Standardkategorien bleiben: berufliche Erfahrung, Schule & Universität, Engagement, Kenntnisse & Fähigkeiten sowie Hobbys.“

    In der Ordnung der Kategorien im Lebenslauf habt ihr eine gewisse Freiheit. Nach ganz oben gehören die persönlichen Angaben, danach kommt die angestrebte Position. Darauf hin solltet ihr die Kategorie nennen, die in euren Augen am meisten für euch spricht. Was das heißt? Wer sich mit dem Lebenslauf für ein Studium bewirbt, wird immer seine bisherige Ausbildung nach oben schieben. Wer dagegen einen Job sucht, wird im Lebenslauf vielleicht seine Arbeitserfahrung voranstellen. Bewirbt man sich für ein Stipendium, kommt nach Studium und Schule das gesellschaftliche Engagement. Erst später folgen Arbeit und Praktika.

    Immer ganz am Ende des Lebenslaufes folgen Kenntnisse und Fähigkeiten sowie Hobbys.

    Ein seriöses Bild ist bei der Bewerbung Muss. Bild: Meg Williams / Flickr.com

    Foto im Lebenslauf: Eine Bewerbung ohne Foto geht nicht. Für Lena Schneider hängt das Foto vom Adressaten ab: „Bei einem Praktikum in der Onlinebranche reichen Hemd oder schönes T-Shirt. Wer sich bei Siemens oder Bosch bewirbt, sollte zum Anzug greifen. Im Zweifel lieber overdressed als underdressed.“ Von Ganzkörperfotos rät Scheider dagegen ab: „Bei Studierenden und Absolventen bitte keine Ganzkörperbilder, auf denen man die Arme verschränkt. Solche Bilder sind erst bei mindestens 15 Jahren Berufserfahrung okay.“

    Persönliche Angaben: Hier gehören Anschrift, Geburtsdatum, E-Mailadresse und Telefon hinein. Die Staatsbürgerschaft kann man nennen, muss es aber nicht. Der persönliche Status (ledig, verheiratet, etc.) war früher im Lebenslauf Standard, ist inzwischen aber nicht mehr zwingend notwendig. Völlig irrelevant sind: Religion, Eltern, Geschwister. Auch in den Beispiellebensläufen sind diese Dinge weggelassen.

    Ausbildung: In dieser Sektion sollten alle relevanten Ausbildungsschritte erwähnt werden. Relevant ist alles, was nach der Grundschule kommt. Die Grundschule selbst kann man weglassen. Im Beispiel-Lebenslauf der Abiturientin habe ich die Grundschule genannt, im Beispiel-Lebenslauf der Absolventin habe ich sie weggelassen. Bewirbt ihr euch mit dem Lebenslauf für ein Masterstudium, solltet ihr mehr Details nennen als andernfalls.

    Berufliche Erfahrungen: Hier gehören Praktika rein sowie bezahlte Arbeit. Praktika sind für Studierende immer relevant, bei bezahlter Arbeit kommt es drauf an. Dass man als Schüler mal Zeitungen ausgetragen hat, ist für die meisten Bewerbungen zum Beispiel eher unwichtig.

    Engagement: Gesellschaftliches Engagement wird fast überall geschätzt. Wart ihr Jahrgangssprecher in der Schule, bringt ihr in eurer Freizeit Kindern das Fußballspielen bei, organisiert ihr Kirchenfreizeiten? Solche Dinge gehören in diese Lebenslauf-Kategorie – wie ihr in den Lebenslauf-Beispielen sehen könnt.

    Kenntnisse und Fähigkeiten: In dieser Sektion des Lebenslaufs solltet ihr wie im Beispiel Sprachkenntnisse sowie andere besondere Fähigkeiten nennen. Dass man mit Microsoft Office und Firefox umgehen kann, kann man zwar erwähnen, allerdings wird dies bei jungen Leuten sowieso vorausgesetzt. Daher kann man es auch weglassen. Interessanter ist es, wenn man zum Beispiel gute Kenntnisse in HTML, Photoshop oder Indesign hat. Diese sollte man dringend erwähnen.

    Planking: Nicht alle Hobbys gehören in den Lebenslauf. Bild: ND Strupler / Flickr.com

    Hobbys: Es wird oft dazu geraten, am Ende des Lebenslaufes eine Sektion zu „Hobbys“ oder „Sonstigen Aktivitäten“ einzubauen. In dieser Sektion kann man diejenigen Dinge nennen, die man privat gerne macht und die nicht zwangsläufig professionelle Implikationen haben. Die Hobbysektion ist nicht zwingend notwendig, kann aber nützlich sein, so Max-Alexander Borreck: „Ich würde Bewerbern raten, immer Hobbys zu erwähnen. Diese müssen nicht spektakulär sein. Vielmehr geben Sie dem Interviewer die Chance, persönlich einen guten Draht zum Bewerber herzustellen.“

    Lena Schneider ist nicht ganz derselben Meinung: „Hobbys sind in meinen Augen nur wichtig, wenn sie im Zusammenhang zu Stelle stehen. Ich finde es aber immer gut, ein Extrablatt mit dem Titel ‚Was Sie sonst noch über mich wissen sollten’ beizufügen, wo man dann persönliche Interessen darlegen kann.“

    Ein paar weitere Tipps

    Lügen haben schöne Haare. Bild: Bundeswehr / Flickr.com

    Lena Schneider legt Wert darauf, dass Bewerber Lebensläufe niemals als Word-Dokument verschicken sollten. „Das Format wird zerfetzt und dann sieht der Bewerber wie ein Stümper aus. Es gibt massig kostenlose PDF-Programme im Internet, mit denen man Dokumente PDFen kann.“

    Ebenso sollte man dringend Rechtschreib- und Formatierungsfehler vermeiden. Dies ist leichter gesagt als getan: Bei Word verschieben sich manchmal Zeilen, ohne dass man weiß warum. Sie dann wieder zu recht zu rücken, ist nicht immer einfach. Und Schreibfehler verstecken sich in Details, auf die man vielleicht nicht achtet. Und doch lohnt es sich, Arbeit in diese Dinge zu stecken.

    Der größte Fehler wäre Laut Max-Alexander Borreck aber, Dinge aufzuhübschen oder gar zu lügen. „Lügen im Lebenslauf fallen früher oder später auf. Leute, die Lebensläufe lesen, haben dafür ein Gespür.

    Bewerbungen, Lebensläufe, Motivationsschreiben: Weiterlesen

    Wer sich mit dem Lebenslauf fürs Studium bewirbt, wird übrigens in der Regel auch ein Motivationsschreiben benötigen – praktischerweise habe ich in diesem Blog Anleitung fürs Motivationsschreiben erstellt. Und wer sich auf ein Praktikum bewirbt, wird meine Anleitung zur Bewerbung auf Praktika (mit Praxisbeispiel) bei Studis Online zu schätzen wissen. Auch diese Anleitung zum Lebenslauf ist zuerst auf Studis Online erschienen.