Kategorie: Hochschulsystem

  • MOOCs: Die Zukunft des Lernens?

    In Amerika ein vieldiskutierter Trend, in Deutschland noch in den Kinderschuhen: Massive Open Online Courses – kurz MOOCs – bieten gratis weiterbildende Kurse auf Universitätsniveau mit entsprechenden Zertifikaten. Freie Bildung für alle – eine Utopie, die mittels MOOCs verwirklicht wird?

    Statt nach Weiterbildung zu suchen, säßen viele lieber im Café. Bild: Sherman Geronimo-Tan / Flickr.com
    Ein Kaffee wäre schön. Bild: Sherman Geronimo-Tan

    Weiterbildung, lebenslanges Lernen, Flexibilität – allenthalben hören wir, dass es mit dem Hochschulabschluss allein nicht getan ist. Das Lernen hört nie auf. Immer schneller, immer mehr, immer weiter. So sitze ich eines Sonntags vor meinem Computer statt mit Freunden im Café und suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Vielleicht an der Volkshochschule mein Spanisch auffrischen? Die Kurszeiten beißen sich mit meinem Sport. Vielleicht jeden Tag ein Video von der Khan Academy schauen, einer Seite mit tausenden Erklärvideos von Wirtschaft bis Geschichte und Philosophie? Ist wie bei allen guten Vorsätzen: Macht man eh nicht. Viel Geld für kommerzielle Anbieter ausgeben? Dagegen hat mein Geldbeutel etwas einzuwenden. Was also tun? Ich mache mir ersteinmal einen Kaffee.

    Eine neue Bildungsrevolution?

    MOOCs: Sieht so die Zukunft des Studierens aus? Bild: Mitchell Joyce / Flickr.com
    MOOCs: Sieht so die Zukunft des Studierens aus? Bild: Mitchell Joyce / Flickr.com

    Dann stoße ich auf MOOCs. Massive Open Online Courses. Der Hype des Jahres in den USA – immerhin wurde das Wort von der New York Times zum Schlagwort des Jahres 2012 gekürt. In Deutschland sind MOOCs dagegen bisher noch nicht ganz angekommen, auch wenn die Presse das Thema langsam für sich entdeckt – so zum Beispiel Mercedes Bunz für den Tagesspiegel.

    Aber was sind MOOCSs? Es handelt es sich – wie der Name schon sagt – um Onlinekurse, die gratis sind („open“) und einer theoretisch unendlich großen Zahl an Teilnehmern („massive“) offen stehen. Außerdem bieten sie umfangreiche Interaktionsmöglichkeiten für die Studierenden untereinander. MOOCs leben also davon, dass viele Studierende teilnehmen: Je mehr es sind, desto besser und intensiver die Diskussion. Der Clou: Am Ende nimmt man an einer Prüfung teil und erhält ein entsprechendes Zertifikat. Die Universität Freiburg, die FU Berlin und die TU München erkennen als erste deutsche Universitäten bestimmte Kurse eines Anbieters, Udacity, als reguläre Prüfungsleistungen an. Klingt vielversprechend.

    Also entscheide ich mich für ein MOOC. Ich will mich weiterbilden, ich will ein hohes Niveau und ich will einen Nachweis dafür haben. In Deutschland gibt es leider keine einzige Institution, die MOOCs anbietet. Schauen wir also nach Amerika. Dort sind derzeit drei Projekte am Start: 1. edX, eine gemeinnützige Plattform, die von Harvard und dem MIT gegründet wurde, allerdings noch in den Kinderschuhen steckt, 2. Udacity, das sich derzeit nur an Physiker und Informatiker richtet sowie 3. Coursera, das Kurse in allen Bereichen anbietet und bereits einige hundert Seminare auf Lager hat. Weitere Anbieter werden bald folgen, zum Beispiel die britische Plattform Futurelearn, die bisher allerdings noch recht leer ist.

    Die Plattformen haben dabei ambitionierte Ziele: Udacity möchte bereits 2013 ein komplettes Informatikstudium online anbieten – von der Einführungsvorlesung bis zum hochspezialisierten Masterkurs. Dabei sollen einzelne deutsche Lehrstühle bereits Credits akzeptieren, die auf bei Udacity gesammelt wurden. Einen Anspruch darauf hat man allerdings nicht. Coursera schreibt als Ziel aus, „Milliarden von Menschen eine Weltklassebildung zu ermöglichen“. Und edX ruft mit MOOCs die Bildungsrevolution aus. Gut gebrüllt, Löwe.

    Bücher und Bibliotheken? Bald vielleicht Vergangenheit dank MOOCs. Bild: Francois de Halleux / Flickr.com
    Bücher und Bibliotheken? Bald vielleicht Vergangenheit dank MOOCs. Bild: Francois de Halleux / Flickr.com

    Nun geht es ans Ausprobieren. Da ich kein Technikfreak bin, fällt meine Wahl auf Coursera. Die MOOC-Plattform wurde im April 2012 von zwei Stanford-Professoren gegründet. Mittelfristig will die Firma Gewinn machen, die Kurse sollen allerdings gratis bleiben. Auch Udacity ist profitorientiert, nur edX ist komplett wohltätig. Geld wollen die Webseiten vor allem damit verdienen, dass Kursteilnehmer ihre Klausuren gegen eine Gebühr in Testcentern machen und dafür ein entsprechend „wertigeres“ Zertifikat erhalten – am Computer zuhause kann man ja schummeln.

    Ich belege den Kurs „Organizational Analysis“. Die erste Vorlesung ist vielversprechend: Sie ist interessant, verständlich und wird regelmäßig von Quizfragen unterbrochen – so ist sicher gestellt, dass man auch wirklich zuhört. Das dazugehörige Forum ist voll mit Diskussionen, Fragen und Antworten. Eine globale Community studiert gemeinsam. Ich bin begeistert.

    Nach der Vorlesung möchte ich gerne die entsprechenden Materialien lesen – doch hier folgt die Überraschung: Die meisten sind kostenpflichtig. Die Preise sind nicht hoch (zusammen 10 Dollar für die erste Einheit), aber das läppert sich ja mit der Zeit. Klarstellung vom Dozenten im Forum: Da die Dokumente per Copyright geschützt sind, könne man sie beim besten Willen nicht gratis weitergeben. Die Bezahlmaterialien seien sowieso nur nötig, wenn man tief einsteigen möchte. Wer sowieso studiert und damit Zugang zu einer Unibibliothek hat, kann sich die Materialien natürlich auch so besorgen. Wer das nicht kann, der hat Pech. Da läuft also noch einiges unrund. Aber noch sind MOOCs ja auch neu, da lässt sich noch einiges verbessern.

    MOOCs – der Schlüssel zur Demokratisierung von Bildung?

    Bringen MOOCs die Revolution? Bild: Michael Thompson / Flickr.com
    Bringen MOOCs die Revolution? Bild: Michael Thompson / Flickr.com

    Gerade in Entwicklungsländern ist der Mangel an (guten) Universitäten ein großes Problem. Wenn es keine beziehungsweise keine gute Lehre gibt, haben auch die talentiertesten jungen Menschen keine Chance auf gute Hochschulbildung. MOOCs wären hier ein Rezept, preisgünstig exzellente Lehre auch noch an den hintersten Ort der Welt zu bringen – vielleicht auch in Kombination mit Präsenzlehre. Allerdings wittern hier einige Kritiker Bildungskolonialismus – der reiche Norden diktiert den weltweiten Wissenskanon.

    Ich frage Anja C. Wagner, die seit Jahren zu Bildungsthemen forscht. Sie sieht diese Frage entspannt: „Wer sagt, dass MOOCs ausschließlich aus dem Westen initiiert werden müssen? Auch in Asien wächst der Online-Bildungsmarkt rasant – und angesichts der dort vorherrschenden Experimentierfreude könnte ich mir durchaus vorstellen, dass bald ganze Länder daran gehen, die Präsenz-(Hoch-)Schulen zurückzufahren.“

    Doch sind MOOCs wirklich ein Konzept für die breite Masse? Bei MOOCs ist die Eigenmotivation extrem wichtig, denn man steht zeitlich und sozial nicht unter Druck. Gerade schwächere Studierende brauchen persönliche Betreuung – und die bieten diese Art von Onlinekursen ja gerade nicht. Laut Wagner wird ein MOOC-Vollstudium „derzeit nur Personen mit sehr hoher Selbstmotivation glücken. Insofern wird es in unseren Breitengraden noch einige Zeit diverser Unterstützungsleistungen bedürfen, die sich vor allem rund um die Bereitstellung von Lernräumen und -zeiten gruppieren.“

    Deutschland: Kein Internetanschluss unter dieser Nummer?

    Kein Anschluss in Schland: Deutschland ist bei MOOCs bisher außen vor. Bild: Jenny Downing / Flickr.com
    Kein Anschluss in Schland: Deutschland ist bei MOOCs bisher außen vor. Bild: Jenny Downing / Flickr.com

    In Deutschland experimentiert noch niemand mit MOOCs. Anja Wagner hält dies für ein großes Versäumnis: „Die hiesigen Hochschulen werden derzeit von dieser Entwicklung überrollt. Sie haben schlichtweg den Anschluss verpasst und das Potenzial informeller Vernetzungen unterschätzt.“

    Was können deutsche Hochschulen besser machen? Wagner ist sich nicht sicher. „Eigene MOOCs diesem englischsprachigen Angebot entgegenzustellen, dürfte weniger attraktiv sein für Studierende. Es braucht einer gewissen kritischen Masse, um innerhalb eines solchen Kurses genügend Potential für vielfältige Interaktionen zwischen den Studierenden zu ermöglichen. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sie mit dieser für sie unerwarteten Konkurrenz umgehen.“

    Update 31. Januar 2013: So schnell ändern sich die Dinge: Das Interview mit Anja Wagner fand im November 2012, seitdem ist ein Anbieter in Deutschland dazu gekommen – die Leuphana Digital School. In diesem Pilotprojekt arbeiten Teams unter Leitung des weltberühmten Architekten Danien Liebeskind an dem Thema „ThinkTank – Ideal City of the 21st Century“ – das ganze findet online statt und jeder kann gratis mitmachen. Gegen eine kleine Gebühr erhalten Teilnehmer am Ende ein Zertifikat, das sie als Prüfungsleistung versuchen können, in ihr Studium einzubringen. Spannende Sache!

    (K)eine Revolution?

    Der Schweizer Sozialunternehmer Michel Bachmann sieht im Hochschulbildungsbereich dringenden Veränderungsbedarf. „Higher Education ist die nächste Blase, die platzt. Damit meine ich die ganzen MBAs und Inflation von Titeln. Die alte Formel „MBA = guter Job“ geht schlichtweg nicht mehr auf. Die einzige Gewissheit ist, dass man danach hohe Schulden hat.“ Neue Formen der Wissensvermittlung im Netz sieht Bachmann dabei als einen Schlüssel.

    Sind Massive Open Online Courses das Konzept, das diese Veränderung bewirkt? Anja Wagner: „MOOCs sind eine interessante Entwicklung, wenn auch weniger revolutionär, wie es jetzt in der Diskussion erscheint. Verschiedene Anbieter experimentieren seit einiger Zeit mit verschiedenen Lehrmodellen, die unser klassisches Verständnis von ‚qualitativer’ Bildung via (Hoch-)Schulen noch eine Weile herüber retten.“ Wie Bachmann stellt auch sie die derzeitige Hochschullandschaft in Frage. „Lediglich die Zertifikatsfrage zwecks Vergleichbarkeit der erzielten Ergebnisse bindet das Modell noch an die ‚Good Old School’. Aber auch hier wird bereits mit Alternativen experimentiert.“

    Beyond MOOCs: Bildung komplett auf Augenhöhe. Bild: Dani Vazquez / Flickr.com
    Beyond MOOCs: Bildung komplett auf Augenhöhe. Bild: Dani Vazquez / Flickr.com

    Bachmann ist einer derjenigen, die über neue Modelle nachdenken: „Bildung ist heute noch zu sehr eine Einbahnstraße, gerade auch im Online Bereich. Meine Vision wäre eine horizontale Plattform, wo es wieder ums Lernen statt um Bildung geht und alle zur kollektiven Wissensproduktion beitragen. Sprich: Die Dichotomie Lehrer/Student wird aufgehoben und wir werden alle zu Lernenden.“

    Wagner glaubt, dass in Zukunft viele Formen des Lernens nebeneinander existieren werden: „Warum sollen nicht zukünftig vielfältige Bildungskarrieren nebeneinander existieren, die sich wechselseitig fördern und fordern? Einzelne Personen werden sich in Zukunft das für sie treffendste Modell selbst zurecht zimmern. Und dieses Modell wird internationale MOOCs ebenso beinhalten, wie lokale Seminare, informelle Lerngruppen oder kollaborative Experimentierräume. Je nachdem, wo sich die Person am wohlsten fühlt.“ Dabei ist sie optimistisch: „Warten wir ab, was die kollektive Intelligenz uns noch an weiteren Entwicklungen zuträgt.“ Es bleibt also spanned.

    Dieser Artikel über MOOCs erschien zuerst bei Studis Online.

     

  • Studiengänge und NCs finden

    Eine Abiturientin möchte Verwaltung und Wirtschaft studieren, verzweifelt aber an der Frage nach NC-Werten und Studienmöglichkeiten. Horndasch hilft.

    Rätselhaft: Studiengangssuche, Numerus Clausus und fliegende Kaffeekannen

    Hallo Sebastian,

    ich heiße Helena, gehe zur Zeit auf ein Gymnasium und beende dieses nächstes Jahr mit dem Abitur. Ich habe mich jetzt vermehrt über den Studiengang „Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften“ informiert, allerdings finde ich nur sehr wenig dazu. Es wird scheinbar nur an der HS in Bremen angeboten, aber ich kann nirgendwo Informationen über einen möglichen NC finden. Mein Abischnitt wird wohl 2,3 und 2,7 liegen wird. Mich wundert es sehr, dass es den Studiengang so nur in Bremen gibt, woran kann das liegen? Wenn es an wenigen Bewerbern liegt, wäre ein NC ja quasi überflüssig. Auf eine Email an die HS habe ich leider bis heute keine Antwort bekommen. Vielleicht kannst du mir ja Antworten geben. Ich würde mich freuen.

    Liebe Grüße,

    Helena

    Liebe Helena,

    vielen Dank für deine Frage! Der notwendige Abischnitt bei NC-Fächern ändert sich von Jahr zu Jahr, daher ist auf der Hochschulwebseite keine Info zu finden. Warum ändern sich NC-Werte? Numerus Clausus heißt übersetzt „begrenzte Anzahl“, ein NC bedeutet also, dass es eine bestimmte Anzahl von Plätzen gibt. Wenn es 50 Studienplätze gibt und sich 100 Leute bewerben, erhalten die 50 mit dem besten Abitur eine Zusage. Der Schnitt des schlechtesten erfolgreichen Bewerbers ist der NC-Schnitt. Im nächsten Jahr bewerben sich vielleicht 150 Leute, dann steigt der notwendige Schnitt. Oder es bewerben sich nur 60 Leute, dann erhält fast jeder einen Studienplatz und auch ein recht schlechtes Abi reicht aus.

    Den NC-Schnitt der letzten Jahre findest du auf einer sehr guten Webseite namens NC-Werte.info. Der Schnitt für Wirtschaft und Verwaltung an der HS Bremen lag 2010/11 bei 2,6. Allerdings ist das der Schnitt für die Leute, die regulär aufgenommen wurden. Es kommen immer noch ein paar Leute per Nachrückliste rein. Mit 2,7 wird man es also vermutlich auch noch geschafft haben. Der Wert sagt aber nur wenig über die Zukunft aus: Wenn sich nächstes Jahr richtig viele Leute bewerben, wird der NC-Wert deutlich höher liegen.

    Den Studiengang gibt es so tatsächlich nur in Bremen. Verwaltungswissenschaften kannst du aber an vielen Orten studieren. Dazu solltest du den Hochschulkompass verwenden, der vollständigsten Suchmaschine für Studiengänge in Deutschland. Wenn du hier nach „Verwaltung“ suchst, bekommst du viele Treffer. Achte darauf, dass du dich natürlich nur für Bachelor-Studiengänge bewerben kannst und nicht für Master.

    Ich hoffe, das hat dir geholfen.

    Viele Grüße!

    Sebastian

    Bild: Pedro Veneroso / Flickr.com

  • Mastersuche: A long and winding road

    Bewerbungen zum Master können frustrierend sein, denn nicht immer ist klar, warum man genommen oder abgelehnt wurde. Mit Masterwiki zeigt eine neue Webseite, mit welchem Bachelor – und welcher Note – Bachelorabsolventen es in den Master geschafft haben.

    Bewerbungsverfahren für den Master können wie Fesseln wirken – Masterwiki hilft beim Entwirren

    Das Prinzip von Masterwiki ist einfach: Bachelorabsolventen geben ihren Studiengang an, ihre Abschlussnote, die Masterprogramme, für die sie sich beworben haben sowie ihren Erfolg oder Misserfolg. Man kann aus zwei Richtungen suchen: Ausgehend von seinem Bachelor oder ausgehend vom angestrebten Master. Hier erfährt der geneigte Leser, mit welchem Bachelor andere zum jeweiligen Master zugelassen wurden.

    Ein Selbstversuch: Ich habe Staatswissenschaften mit Schwerpunkt VWL an der Uni Erfurt studiert. Eine Suche nach dem Programm zeitigt drei Master: European Economic Studies in Bamberg, VWL in Marburg sowie Development Economics in Göttingen. Bei den ersten beiden Programmen gab es eine erfolgreiche Bewerbung, beim Master in Göttingen war die Bewerbung nicht erfolgreich. Hmmm.

    Das Beispiel zeigt die bisherige Schwäche von Masterwiki: Es gibt über 6.000 Bachelorstudiengänge, aber bisher „nur“ etwa 1.600 Einträge in die Datenbank. Um ein klares Bild zu erreichen, müsste es zu jedem einzelnen Bachelor 10, 20 oder besser hunderte an Erfahrungsberichten geben.

    Dennoch: Masterwiki ist eine einfach zu bedienende Webseite, deren Nutzen sich mit ihrem Bekanntheitsgrad deutlich erhöhen wird. Also: Reinschauen und idealerweise gleich die eigenen Erfahrungen verarbeiten.

    Bild: Alex Eylar / Flickr.com

  • Last-Minute Studienwahl: Studienplatz trotz Absage

    Bewerber für NC-Studiengänge erhalten derzeit Zu- und Absagen. Bei historisch hohen Bewerberzahlen gibt es viele Enttäuschungen. Was studieren, falls es mit dem Wunschstudienplatz zunächst nicht klappt?

    Die Welle hatte sich lange angekündigt. Zusätzliche Kräfte wurden angeheuert, bessere technische Systeme sollten die Massen in die richtigen Bahnen lenken. Doch Kritiker unkten, dass die Maßnahmen nicht reichen würden: Die Welle werde schlicht zu groß, die Lösungen seien Stückwerk.

    Die Welle ist da: Die Bewerbungen um Studienplätze sind auf Rekordhöhe. Und alle fragen: „Was studieren – und wo?“

    Wir erleben derzeit eine Studierendenwelle. Die Anzahl an Studienanfängern wird aller Voraussicht nach auf einem historischen Höchststand sein. Das hat mehrere Gründe. Zum einen steigt schon seit längerem der Prozentsatz der Studierwilligen: Noch nie haben sich prozentual so viele junge Menschen eines Jahrgangs zum Studium entschlossen wie heute. Die große Welle wird derzeit allerdings von anderen Entwicklungen ausgelöst: Es strömen derzeit doppelte Abiturjahrgänge, die aufgrund der Verkürzung der Schulzeit von 13 auf 12 Jahre in den meisten Bundesländern entstehen, an die Hochschulen. Noch verstärkt wird dieser Effekt durch die plötzliche Abschaffung der Wehrpflicht: Plötzlich beginnen Jungs ihr Studium ein Jahr früher. Die Frage „Was studieren?“ ist dringender den je.

    Genaue Zahlen gibt es noch nicht, doch viele Hochschulen berichten von einem massiven Anstieg der Bewerberzahlen – die FU Berlin spricht von 65% mehr Bewerbern und die Universität Frankfurt sogar um einen Anstieg von 250% (siehe auch ein Bericht zu Bewerberzahlen auf Studis Online). Wobei: Der Anstieg auf Studienplätze ist nicht überall so hoch. Ralf Mahler, Leiter der Studienberatung an der Universität Hannover, berichtet: „Die Belastung für viele Zulassungsstellen ist derzeit aufgrund der Vielfachbewerbungen zwar sehr hoch, allerdings hat sich bei unseren NC-Studiengängen die Nachfrage lediglich um 16% erhöht. Der große Ansturm ist bisher ausgeblieben.“

    Schlafende Deichgrafen

    Was tat der Staat? Als wichtigste Maßnahme wurde im Rahmen des Hochschulpaktes die Finanzierung der Hochschulen mit dem Ziel erhöht, ausreichend Studienplätze zu schaffen. Und tatsächlich gibt es mehr Studienplätze (zumindest im Bachelor). Pensionierten Professoren wurden reaktiviert und neue – wenn auch oft befristete – Stellen geschaffen. Reichen werden die zusätzlichen Plätze aller Voraussicht nach allerdings nicht. Oder um im Bild zu bleiben: Die Deiche wurden erhöht – sind aber nicht hoch genug.

    Das war einmal: Die Wehrpflicht vorm Studium ist abgeschafft. Jetzt stellt sich die Frage „Was studieren“ noch früher.

    Hinzu kommt ein massiver Fehler im System: Mehr als die Hälfte aller Studiengänge ist inzwischen mit einem Numerus Clausus belegt. Abgesehen von medizinischen Fächern wird über die Zulassung zum Studium in der Regel an der jeweiligen Hochschule entschieden. Das Problem: Abiturienten bewerben sich meist an einer Reihe von Hochschulen gleichzeitig, um ihre Chancen zu verbessern. Die besonders guten erhalten eine Reihe von Zusagen für Studienplätze, von denen sie natürlich nur einen annehmen können. Damit versperren sie zunächst anderen Bewerbern die Plätze. Es kommt zu mehreren Nachrückrunden. Das absurde Ergebnis: Einige der begehrten Plätze werden am Ende gar nicht gefüllt – obwohl es durchaus eine entsprechende Nachfrage gegeben hätte. Studienwahl absurd.

    Dies wäre allerdings leicht zu lösen: In vielen anderen EU-Staaten wird schon seit langem die Verteilung der Bewerber auf die Studienplätze von zentraler Stelle übernommen. So erhalten Bewerber nur eine Zusage und versperren anderen nicht die Plätze. Bei uns sollte es 2010 so weit sein: Die Stiftung Hochschulstart sollte zu diesem Zeitpunkt ein entsprechendes System erarbeitet haben. Technologiepartner: Die staatseigene Firma Hochschulinformationssystem (HIS) sowie T-Systems. Doch das Projekt scheiterte, die verschiedenen Parteien schoben sich gegenseitig die Schuld zu – siehe auch mein Artikel zum Scheitern der Stiftung Hochschulstart und des HIS.

    Hochschulstart
    Studieren – was jetzt? Hochschulstart und HIS haben es verbockt.

    2011 sollte alles anders werden. Ursprünglich. Schon bald wurde klar, dass es nach wie vor Probleme geben würde. Ralf Mahler, Leiter der Studienberatung an der Universität Hannover, berichtet: „Die Hochschulen sind heilfroh, dass der Systemstart dieses Jahr abgesagt wurde, denn das hätte ein großes Chaos gegeben. Die Schnittstellen funktionierten nicht richtig. Wir hoffen nun auf 2012.“ Wie wir inzwischen wissen, hat dies ebenfalls nicht geklappt. Und auch 2013 ist extrem fraglich. Was studieren? Ein Lottospiel.

    Was studieren: So bekommt man doch noch einen Studienplatz

    An der insgesamt problematischen Situation könnt ihr nichts ändern. Doch durch Recherche und Engagement könnt ihr eure Position bei der Studienwahl deutlich verbessern. Denn das Hochschulsystem ist komplex – und daher gibt es einen Haufen Tricks und Ideen, doch noch an euren Traumstudienplatz zu kommen.

    1 – Auf Nachrücklisten für Studienplätze gehen

    Nachrücklisten gibt es wie oben beschrieben aus gutem Grund: Viele Studierende bekommen mehrere Zusagen und können nur eine annehmen. Selbst wenn man einen scheinbar schlechten Platz hat, kann Beharrlichkeit sich auszahlen – häufig kommt die Zusage in der zweiten oder dritten Runde.

    Doch was tun, wenn man eine Zusage von einer nur mittelmäßig attraktiven Hochschule hat und bei seiner Traumhochschule nur auf der Warteliste steht? Soll man den weniger attraktiven Studienplatz annehmen oder pokern? Man kann zunächst beides machen – ein angenommener Platz kann auch wieder abgesagt werden. Hochschulen sehen das nicht gerne, können dagegen aber nichts machen. Wenn man sich noch vor Vorlesungsbeginn wieder exmatrikuliert, bekommt man auch in der Regel seine gezahlten Studienbeiträge wieder erstattet – zumindest auf Antrag. Man kann also um den richtigen Studienplatz pokern. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto schwieriger wird es allerdings: Ihr müsst euch ja um eine Wohnung kümmern, euch auf das Studium vorbereiten.

    2 – Studienplatzbörsen nutzen

    So in etwa müssen wir uns vermutlich Studienplatzbörse freie-studienplaetze.de vorstellen…

    Weiter oben haben wir beschrieben, wie Hochschulen durch Mehrfachbewerbungen überfordert sind und am Ende oftmals Plätze leer bleiben. Um dieses Problem zu begrenzen, gibt es Studienplatzbörsen. Hier werden frei gebliebene Plätze aufgelistet – meist befinden sich diese allerdings nicht in den beliebtesten Städten. Doch ein Studium kann auch abseits der Studierendenmetropolen großen Spaß machen.

    Die bekannteste Studienplatzbörse ist diejenige der Hochschulrektorenkonferenz – hier werden ab dem 1. September frei gebliebene Plätze gelistet. Daneben gibt es die Studienplatzbörse von studieren.de. Anders als die Webseite der Hochschulrektorenkonferenz enthält sie auch Informationen zu nicht mit NC belegten Programmen. Die Börsen erleichtern die Studienwahl unter harten Bedingungen.

    Bei den Restplätzen von NC-Studiengängen wird in der Regel gelost. Teilnehmen dürfen an der Studienplatz-Verlosung dabei fast immer auch Bewerber, die sich ursprünglich gar nicht an der jeweiligen Hochschule beworben hatten. Die Verfahren sind dabei unterschiedlich, man muss sich also an der jeweiligen Hochschule informieren.

    3 – Studienwahl lokal: In die Provinz gehen

    Gute Studienbedingungen und günstiges Essen: Studieren im Osten

    Was studieren – und wo? Berlin, Münster, Frankfurt und München sind Beispiele für bei Studierenden extrem beliebte Städte. Die hohen Bewerberzahlen führen zu entsprechenden höheren NCs. Beispielsweise hatte das Fach Betriebswirtschaftslehre an der HU Berlin 2010 einen Numerus Clausus von 1,4, während es an anderen Orten – zum Beispiel an den Unis Halle und Bamberg – zulassungsfrei ist. Wer also an seinem Traumort nicht genommen wurde, sollte schauen, ob dasselbe Studium anderswo vielleicht zulassungsfrei ist – denn für solche Studiengänge sind vielerorts die Fristen noch nicht abgelaufen. Im Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz könnt ihr in der Profisuche nach zulassungsfreien Studiengängen suchen.

    Eine besonders große Auswahl an zulassungsfreien Studienplätzen gibt es dabei erfahrungsgemäß in Ostdeutschland: Hier nehmen die Abiturientenzahlen in jüngerer Zeit deutlich ab und es kommen vergleichsweise wenige Bewerber aus anderen Teilen Deutschlands. Ein Fehler: Der Osten bietet teils hervorragende Studienbedingungen. Bei der Studienwahl sollte man also die Provinz nicht ignorieren.

    Infos zu vergangenen NC-Werten gibt es auf www.nc-werte.info – allerdings sollte man dabei im Hinterkopf haben, dass es sich meist um die NC-Werte vorm Nachrückverfahren handelt. Über die Nachrückliste kommen dann auch noch Leute rein, deren Abiturnote ein wenig schlechter ist.

    4 – Was studieren: Quereinstieg durch verwandte Studiengänge

    An allen Hochschulen gibt es mit NC belegte sowie zulassungsfreie Studiengänge. Bei letzteren kann sich jeder mit einer Hochschulzugangsberechtigung einschreiben – also auch noch mit einem Abitur von 4,0. Hat man es nicht in sein Traumfach geschafft, besteht die Option, sich für einen Studienplatz in einem verwandten Fach anzumelden und dann auf einen späteren Wechsel zu spekulieren. Ralf Mahler gibt ein Beispiel: „Scheitert man an der Universität Hannover am NC für Biochemie, ist das zulassungsfreie Fach Chemie eine Alternative. Im Laufe der Zeit werden bei Biochemie immer Plätze frei. Dort kann man sich dann als Chemiestudent bewerben und seine bisherigen Leistungen anrechnen lassen.“

    Ein späterer Wechsel ist bei vergleichbaren Studiengängen durchaus eine Option. Die Chancen, nach den ersten Semestern seinen Studienplatz im Wunschfach zu bekommen sind im Wesentlichen abhängig davon, ob Studienplätze im Wunschfach frei geworden sind. Diese Strategie hilft allerdings nur, wenn die Fächer auch tatsächlich nah beieinander liegen. Daher rät Mahler zur Vorsicht bei dieser Art der Studienwahl: „Das kann klappen, muss aber nicht – man braucht also gute Nerven. Bewerber sollten sich immer individuell erkundigen, ob und wie das in den vorherigen Jahren funktioniert hat. Wichtig ist: Im Zweifel muss man auch mit dem eigentlich nicht bevorzugen Studium leben können.“

    5 – Studieren im Ausland

    Studieren in Holland / den Niederlanden
    Eine runde Sache: Studieren in Holland

    Nicht nur Was studieren? ist eine wichtige Frage – sondern auch Wo studieren? Viele Deutsche zieht es zum Studium ins Ausland – denn besonders in den Studiengängen Medizin und Psychologie übersteigt die Nachfrage nach entsprechende Studienplätzen  das deutsche Angebot bei weitem. Besonders beliebt sind dabei Österreich und die Schweiz sowie die Niederlande, die ein sehr umfangreiches englischsprachiges Studienangebot haben. Insgesamt sind die Voraussetzungen in den meisten Studienfächern in unseren Nachbarländern weitaus weniger hart als in Deutschland. Wer also am harten NC bei uns verzweifelt, sollte einen Blick über die Grenze werfen.

    In Österreich endet die Bewerbungsfrist erst am 1. September. Auch in den Niederlanden ist eine Bewerbung je nach Fach und Hochschule noch bis Anfang September möglich. In der Schweiz dagegen laufen die Fristen schon im April ausgelaufen.

    6 – Die Kapazitätsklage: Auf Studienplatz klagen

    Eine Ablehnung fürs Studium ist ein Verwaltungsakt – und damit anfechtbar. Wenn die Ablehnung kommt, hat man vier Wochen Zeit, dieser schriftlich zu widersprechen. Diesen Widerspruch wird die Hochschule natürlich abschmettern – es folgt die Klage auf einen Studienplatz. Diese kannst du selber führen oder dir einen Anwalt nehmen. Einschlägige Anwälte führen häufig Studienplatz-Sammelklagen – es lohnt sich eine Nachfrage bei lokalen Studentenvertretern. Der jeweilige Anwalt wird gegenüber dem Gericht argumentieren, dass die Hochschule mehr Studierende aufnehmen kann als von ihr behauptet – daher der Name „Kapazitätsklage“. Gibt das Gericht der Klage statt, müssen so viele klagende Bewerber aufgenommen werden, wie es Plätze gibt.

    Die grundsätzlichen Erfolgschancen einer Klage sind von Fach zu Fach sehr unterschiedlich. In Medizin sind die Erfolgschancen eher gering. Hinzu kommt, dass meist mehrere Bewerber klagen und dann etwaige zusätzliche Plätze unter den Klägern verlost werden. Daneben kosten Anwälte viel Geld. Sammelklagen verteilen die Kosten auf mehrere Schultern, wer sich allerdings mit vielen Hochschulen anlegt, kann leicht hohe Summen ausgeben – ohne Erfolgsgarantie. Die Klage ist also eine Lotterie.

    Einen extrem guten Artikel mit vielen Links zur Kapazitätsklage gibt es auf Studis Online. Daneben bietet die Anwaltskanzlei Dr. Selbmann & Bergert eine sehr ausführliche Infobroschüre zur Studienplatzklage.

    7 – Wartesemester: Warten und Zeit mit anderen sinnvollen Dingen verbringen

    Eine Alternative zum NC ist das Anhäufen von Wartesemestern – je nach Fach vergeben Hochschulen 20 bis 50 Prozent der Studienplätze nach Wartezeit. Wartezeit erhält man für alle Aktivitäten nach der Schule – außer für ein anderes Studium in Deutschland. Wer dagegen im Ausland studiert, akkumuliert in der Regel Wartesemester. Dies ist allerdings nicht an allen Hochschulen so: Einige Hochschulen – darunter die FU Berlin – akzeptieren Auslandsstudienjahre nicht.

    Je nach Beliebtheit des Faches und der Hochschule können aber mehrere Jahre des Wartens notwendig werden. Wenn man allerdings nur knapp am NC scheitert, sollte man sich zum Sommersemester wieder bewerben – dann sind die erforderlichen Durchschnittsnoten meist etwas geringer.

    Falls ihr euch übrigens zum Warten entscheidet, wäre es schade, eure Zeit mit sinnlosen Aktivitäten zu verschwenden. Eine besonders spannende Alternative sind Freiwilligendienste im In- und Ausland. Hier arbeitet ihr eine bestimmte Zeit lang in einem sozialen oder kulturellen Projekt. Es gibt einige lohnenswerte Angebote im Ausland wie der Europäische Freiwilligendienst oder Weltwärts. Auch Sprachen lernen macht Spaß und man zehrt ein Leben lang davon – in exotischen Ländern sind Sprachkurse oftmals nicht allzu teuer. Weitere Möglichkeiten wären Praktika, Reisen, Jobs oder eine Ausbildung.

    8 – Was studieren: Rat bei der Studienwahl suchen

    Studienberatung bei der Studienwahl
    Ganz so viel sollte man sich von der Studienberatung nicht erwarten. Ein paar Anregungen auf die Frage „Was studieren?“ reichen schon

    Die Studienwahl ist gerade für Neulinge oftmals kompliziert und intransparent. Daher ist es immer ratsam, sich beraten zu lassen. Ralf Mahler rät allen erfolglosen Bewerbern, erst einmal ruhig Blut zu behalten: „Studierwillige sollten sich an die jeweiligen Studienberatungen wenden. Dort können sie alle Alternativen durchsprechen.“ Weitere Ansprechpartner sind die Studierendenvertreter, die in der Regel im sogenannten AStA oder im Studierendenrat organisiert sind. Daneben hilft natürlich auch das Forum von Studis Online.

     

    Anmerkung: Dieser Artikel ist zuerst hier auf der hervorragenden Studierendenplattform Studis Online erschienen.

    Bilder:

    Bild 1 (Welle): Garuna bor-bor / Flickr.com

    Bild 2 (Wehrpflicht): Andrew Becraft / Flickr.com

    Bild 3 (Fragezeichen): David M* / Flickr.com

    Bild 4 (Börse): Ahmad Nawawi / Flickr.com

    Bild 5 (Bratwurst Sachse): frollein2007 / Flickr.com

    Bild 6 (Gouda): manuel | MC / Flickr.com

    Bild 7 (Hand): Funkyah / Flickr.com

  • Studienplatzvergabe: Jetzt wird es hart

    Nun ist es offiziell: Die zentrale Studienplatzvergabe durch die Stiftung Hochschulstart wurde dieses Jahr vergeigt. Von Experten lange vorausgesagt und von Offiziellen lange dementiert, wird es in diesem Jahr erneut Chaos geben.

    Hochschulstart.de

    Mit einer pessimistischen Einschätzung Recht zu behalten, hat einen schalen Beigeschmack. Ich hatte bereits im März berichtet, dass es mit der zentralen Studienplatzvergabe 2011 wohl nichts wird. Nun berichtet Spiegel Online, dass die Schuld vor allem beim HIS zu suchen ist. Die staatliche Firma, deren Track Record in Sachen Hochschulsoftware eher gemischt ist, schafft die Anbindung an die eigene Software an den Hochschulen nicht. Der Spiegel wittert Vetternwirtschaft – der Staat vergibt Aufträge an eine nur mittelkompetente staatseigene Firma. Wie dem auch sei, das Kind liegt im Brunnen und kommt vor 2012 auch nicht mehr heraus.

    Die Frage ist nun: Was tun? In meinem Artikel vom März gebe ich Abiturienten vier Tipps:

    1. Viele Bewerbungen schreiben

    2. Ausland in Betracht ziehen

    3. In die Provinz gehen

    4. Notfalls klagen

    Doch es gibt natürlich noch mehr Möglichkeiten, die Studienplatzvergabe zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Welche das sind? Dazu demnächst ein umfassender Artikel.

    Bild: Alex Proimos / Flickr.com

  • Studienplatzvergabe: Was tun wenn’s brennt?

    Was studieren? Im Jahr 2011 werden sich mehr Abiturienten denn je an deutschen Hochschulen für ein Studium einschreiben. Grund dafür sind die ersten doppelten Abiturjahrgänge, die Abschaffung der Wehrpflicht und eine allgemein gestiegene Studierneigung. Überfüllte Hörsäle werden dabei allerdings das geringere Problem sein – es droht Chaos bei der Zulassung zum Studium. Woran das liegt – und was man bei der Studienwahl tun kann.

    Die haben leicht reden.

    Etwas mehr als die Hälfte aller in Deutschland angebotenen Studiengänge sind mit einem NC belegt. Mit Ausnahme von medizinischen Fächern regeln die Hochschulen dabei die Aufnahme in die entsprechenden Studiengänge unabhängig voneinander. Die Verfahren zur Studienplatzvergabe unterscheiden sich von Ort zu Ort: Mal werden bei der Bewerbung fürs Studium Motivationsschreiben verlangt, mal Lebensläufe, mal werden bestimmte Noten doppelt gewertet. Das System führt schon seit Jahren zu Chaos und Verwirrung, denn viele Abiturienten bewerben sich auf 10, 15 oder gar 20 Studienplätze, um sicher zu sein, tatsächlich einen zu bekommen. Die besten bekommen mehrere Zusagen, während andere mit Wartelisten vorlieb nehmen müssen. Am Ende bleiben einige Bewerber ganz ohne Studienplatz oder erhalten ihre Studienplatzzusage weit nach Semesterstart – und gleichzeitig bleiben viele Studienplätze leer, trotz hoher Nachfrage.

    Die Lage ist unhaltbar – und der Wille zur Veränderung ist da. Denn eigentlich war alles klar: Zum April diesen Jahres sollte eine Software an den Start gehen, die alle Bewerbungsverfahren zentral managt. Programmiert wird sie von der Stiftung Hochschulstart, T-Systems und dem Hochschulinformationssystem. Nun wird immer stärker deutlich, dass das Programm vermutlich nicht rechtzeitig fertig wird, wie Spiegel Online berichtet. Die Programmierung der umfangreichen Software zur Bewerbung fürs Studium stellt sich als zu kompliziert heraus. Es droht also ein erneutes Chaos bei der Studienplatzvergabe – dieses Jahr aufgrund der Studentenschwemme allerdings noch schlimmer.

    So bekommt man trotz Chaos einen Studienplatz

    Die Situation wird vermutlich chaotisch – und Studienbewerber werden damit umgehen müssen. Daher einige Tipps, wie man trotz Chaos einen Studienplatz findet.

    1. Viele Bewerbungen schreiben

    Viel bringt viel. An je mehr Hochschulen man sich bewirbt, desto höher die Chancen der Aufnahme ins Studium. Vor allem bei individualisierten Bewerbungsverfahren mit Motivationsschreiben und Essays hat man so größere Chancen auf den Studienplatz. Darüber hinaus rutscht man so auch bei Misserfolg in viele Nachrückverfahren rein – und hat so gute Chancen, doch noch einen Studienplatz zu erhalten. Der Aufwand ist höher, doch es lohnt sich.

    2. Ausland in Betracht ziehen

    Was und wo studieren? Ausländische Hochschulen kämpfen nicht mit denselben Kapazitätsproblemen wie deutsche. Hinzu kommt, dass im Ausland die Qualität der Universitäten oftmals besser ist. Für Deutsche Studenten sind Österreich und die Schweiz attraktive Ziele, auch die Niederlande, Skandinavien und Großbritannien verfügen über teils hervorragende Universitäten und Programme. In Großbritannien sind allerdings gerade massive Studiengebührenerhöhungen geplant. In diesem Blog habe einige Artikel zum Studium im Ausland geschrieben. Im Wiki von e-fellows.net findet man ebenfalls sehr gute Informationen zum Auslandsstudium.

    3. In die Provinz gehen

    Je beliebter die Stadt, desto härter das Aufnahmeverfahren. In Berlin beispielsweise sind mehr Fächer mit einem Numerus Clausus belegt als irgendwo sonst in Deutschland. Welche Studiengänge über einen NC verfügen und welche nicht, kann man über den Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz herausfinden. Doch dort stehen nicht die Werte, denn ein Numerus Clausus kann  auch bei leicht schaffbaren 3,0 liegen. Auskunft über vergangene NCs findet man bei nc-werte.info.

    4. Notfalls klagen

    Die Studienplatzklage ist ein zweischneidiges Schwert – viele scheuen sich aus moralischen Gründen oder aufgrund der Kosten – die übrigens immer weiter steigen, denn immer mehr Abiturienten klagen auf einen Studienplatz. Denn für viele ist es die letzte Möglichkeit, doch noch in den gewünschten Studiengang aufgenommen zu werden. Hier auf der Seite gibt es eine Übersicht zur Studienplatzklage.

    Bild: Copyright Cromacom / flickr.com

  • Weiterbildende Master – ein Wachstumsmarkt für Privathochschulen

    Die Deutsche Universität für Weiterbildung in Berlin bietet ausschließlich berufsbegleitende Fernmaster an – und ist damit Teil eines Trends zur Ausdifferenzierung des Mastermarktes.

    Schöne Lage: Die DUW in Berlin

    Die deutsche Hochschullandschaft befindet sich im größten Umbruch seit Humboldt. Ein wichtiger Teil dieses Umbruchs wurde durch die Einführung von Bachelor und Master ausgelöst. Hinzu kommen gravierende Veränderungen der Anforderungen, denen sich Hochschulen heute stellen müssen sowie ein deutlich erhöhter Stellenwert von Bildung und Weiterbildung.

    Eine Reaktion auf die vielfachen Veränderungen ist ein sprunghafter Anstieg von Fernstudiengängen, die meist neben dem Beruf studiert werden können. Meist handelt es sich dabei um Fachhochschulen. Doch auch immer mehr private Universitäten kommen hinzu. Mittlerweile gibt es 11 Universitäten und 83 Fachhochschulen und es ist nicht davon auszugehen, dass die Grenzen des Wachstums bereits erreicht sind.

    Im Jahr 2008 gründeten die Klett Gruppe zusammen mit der Freien Universität Berlin die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW), die ausschließlich berufsbegleitende Masterprogramme anbietet. Grund genug, dem Kanzler der Universität, Dr. Udo Thelen, einen Besuch abzustatten und mich zur Hochschule zu informieren.

    Dr. Udo Thelen

    Laut Thelen handelt es sich bei der FU Berlin und der Klett-Gruppe um eine ideale Kombination: „Der damalige FU-Präsident Lenzen erkannte, dass die Nachfrage nach berufsbegleitenden Studiengängen immer mehr zunimmt. Die FU brauchte aber einen Partner, der Know-how in Sachen Vertrieb, Marketing und der Organisation von Fernstudiengängen mitbrachte. Mit Klett hatte man einen idealen Kompagnon an Bord.“

    Klett ist schon seit längerem im Fernstudienbereich tätig. Der Verlag betreibt vier Fachhochschulen: die Apollon Hochschule in Bremen, die Europäische Fernhochschule Hamburg, die Büchner Hochschule in Darmstadt sowie die Ferdinand Porsche FernFH in Wien.

    Die DUW ist erst seit Oktober 2009 am Markt und hat aktuell etwa 130 Studierende. Laut Thelen ist mittelfristig eine Ausweitung auf etwa 1.000 Studierende geplant. Eine Besonderheit am Studium an der DUW ist der rollende Programmbeginn: Studierende können sich jederzeit einschreiben und ihr Studium beginnen. Ein Vorteil, da damit eine spontane Studienwahl möglich ist. Beim ersten Studienmonat handelt es sich um ein kostenloses Probestudium, danach sind 15.000 Euro fällig. Der Master dauert in der Regel zwei Jahre und besteht zu jeweils einem Drittel aus dem Studium von Studienheften, aus Aktivitäten auf dem Online-Campus sowie aus Präsenzveranstaltungen.

    Die Zielgruppe der DUW sind ausdrücklich nicht „die Top 2-3 Prozent“, sondern „normale Berufstätige mit erstem Hochschulabschluss“. Bei den Lehrenden handelt es sich zu knapp über 50 Prozent um Wissenschaftler, der Rest wird von Praktikern aus den jeweiligen Bereichen geleitet.

    Die DUW ist idyllisch gelegen in einer renovierten Gründerzeitvilla in direkter Nachbarschaft zur FU Berlin. Der Vermutung, dass fast das gesamte externe wissenschaftliche Lehrpersonal von der FU stammt, widerspricht Thelen jedoch: „Wir sind nicht Teil der FU und rekrutieren neben unserem eigenen wissenschaftlichen Personal Lehrende von überall her, sowohl aus der Wissenschaft als auch aus der Unternehmenspraxis.“

    Einige Kommentatoren – darunter ich selbst – zweifeln die Qualität vieler privater Bildungseinrichtungen an. Vor allem viele private Fachhochschulen kommen ohne nennenswerten Lehrkörper aus und betreiben fast ihr gesamtes Kursangebot durch eine Kakophonie von externen Lehrenden. Dieses Problem sieht auch Thelen, allerdings sei der Markt für Privatuniversitäten anders: „Privatuniversitäten müssen sich einem rigorosen Qualitätsmanagement unterwerfen. Unsere Evaluations- und Berichtspflichten gehen weit über die der staatlichen Universitäten hinaus. So manche staatliche Hochschule würde zum Beispiel bei einer Begutachtung durch den Wissenschaftsrat vermutlich nicht sehr gut aussehen.“ Dabei legt er Wert auf die Feststellung, dass die Programmleitung von Studiengängen stets in den Händen von wissenschaftlichen DUW-Beschäftigten liegt.

    Thelen sieht längerfristig keine Konkurrenz zwischen der DUW und staatlichen Einrichtungen. „Wir kommen weg von einer Konkurrenzbeziehung und hin zu Komplementarität. Der Markt an berufsbegleitenden Masterprogrammen wächst rasant und wird von den staatlichen Hochschulen kaum abgedeckt.“ Er sieht langfristig ein Potential von jährlich etwa 100.000 Menschen, die berufsbegleitend einen Master machen – im Jahr 2007/08 waren es noch 6.500.

  • Privathochschulen – Karrieregold oder Katzengold?

    Echtes Gold? Der Schein kann trügen! © Rike / pixelio.de

    Private Hochschulen boomen. In den vergangenen Jahren ist ihre Zahl in Deutschland massiv gestiegen. Waren es Ende 2007 noch 60 private Hochschulen in ganz Deutschland, gibt es aktuell 94 Privathochschulen – eine Steigerung von über 50% innerhalb von zweieinhalb Jahren!

    Rechtlich besteht zwischen staatlich anerkannten Abschlüssen öffentlicher und privater Hochschulen kein Unterschied. Ob eine Hochschule staatlich anerkannt ist, lässt sich einfach auf der Internetseite der Hochschulrektorenkonferenz überprüfen.

    Viele Abiturienten und Bachelorabsolventen stehen bei ihrer Studienwahl vor der Frage, ob sie an eine private oder an eine staatliche Hochschule gehen sollen. Die Antwort lautet wie bei so vielen Dingen: Kommt drauf an.

    Einige private Hochschulen wie die Jacobs University Bremen, die WHU in Vallendar oder die Bucerius Law School konnten sich einen hervorragenden Ruf erarbeiten. Viele private Einrichtungen bieten ein sehr dichtes Betreuungs- und Beratungsnetz sowie exzellente Kontakte in die Wirtschaft.

    Wer meint, dass private Hochschulen den staatlichen grundsätzlich überlegen seien, irrt: Vielmehr sind in den vergangenen Jahren eine Reihe äußerst mittelmäßiger Anbieter auf den Markt vorgedrungen, die vor allem an ihren Studenten Geld verdienen möchten. Dies gilt vor allem für die Bereiche BWL und Medien. Für viele Studenten ist das Studium eine teure Enttäuschung: So schriebt 2006 eine Userin bei Studis-Online über die Karlshochschule in Karlsruhe (damals noch Internationale FH Karlsruhe): „ eine richtige Abzocke… ich würde nie wieder dahin gehen, ehrlich gesagt“

    Es steht darüber hinaus zu befürchten, dass nicht alle ambitionierten Neugründungen bestehen bleiben – im Jahre 2009 waren mehrere Privathochschulen in Not geraten. Dort, wo es keine staatlichen Garantien gibt, kann das Geld schnell knapp werden – dann drohen Hochschulinsolvenzen. Eine weitere Konsolidierung ist wahrscheinlich: Vor allem jene Privathochschulen werden verschwinden, die ihre höheren Studiengebühren nicht durch eine bessere Lehre und Berufsaussichten rechtfertigen können.

    2009 mussten zwei besonders ambitionierte Privathochschulen aus finanziellen Gründen schließen: Die Private Hanseuniversität Rostock sowie die Private Hochschule Bruchsal. Beide Hochschulen starteten mit großen Versprechungen, für die sie auch entsprechende Studiengebühren verlangten. Nach der Pleite wurden die Studenten weitgehend von staatlichen Hochschulen übernommen und konnten ihre Kurse anrechnen lassen – doch die hohen Studiengebühren waren genauso futsch wie die in Aussicht gestellten phantastischen Arbeitsmarktchancen.

    Auch die hoch angesehene Universität Witten-Herdecke, die erste Privatuniversität Deutschlands, geriet 2008/09 in Finanznöte: Aufgrund von angeblich nicht ordnungsgemäßer Geschäftsführung und Löchern im Konzept strich das Land NRW eine Förderzahlung von 4,5 Millionen Euro und verlangte die Rückzahlung von weiteren 3 Millionen – der Universität drohte die Insolvenz. Nach langen Verhandlungen konnte eine Lösung gefunden werden; die Universität blieb erhalten, muss aber massiv am Personal sparen und die Studiengebühren erhöhen. Dass auch die Lehrqualität unter den Sparmaßnahmen leiden wird, lässt sich kaum vermeiden.

    Viele private Fachhochschulen versuchen, ihren FH-Status zu verbergen, indem sie sich englische Namen geben (University oder University of Applied Sciences) oder schlicht und einfach Hochschule nennen – Letzteres ist ein Gattungsbegriff, der sowohl Universitäten als auch Fachhochschulen umfasst. Über die Hochschulsuche der Hochschulrektorenkonferenz lässt sich schnell herausfinden, welchen Status eine Hochschule wirklich hat.

    Oftmals sind die Aspekte, die Ihnen Privathochschulen als Vorteile verkaufen, völlig normale Dinge, die man auch an jeder öffentlichen Hochschule findet. Klassische Beispiele für diese Schönfärbereien sind beispielsweise die „berufsrelevante Ausbildung durch hochqualifizierte Praktiker“ (die gibt es auch an jeder öffentlichen Provinzuniversität als Gastdozenten), oder die „exzellente Fachbibliothek mit mehr als 10.000 Fachbüchern“ (jede Kleinstadtbibliothek hat eine größere Auswahl). Gerne werden auch berühmte Persönlichkeiten, die einen Lehrauftrag halten oder im einmal jährlich tagenden Hochschulbeirat sitzen, als Imageträger genutzt – mit dem eigentlichen Niveau der Lehrveranstaltungen hat das jedoch nichts zu tun.

    Privathochschulen: Wer sich nicht informiert, schaut oftmals in die Röhre © Moorhenne / pixelio.de

    Privathochschulen werben auch oft mit den beruflichen Erfolgen ihrer Top-Absolventen. Diese Erfolge haben Top-Absolventen öffentlicher Hochschulen jedoch auch. Der berufliche Erfolg ergibt sich aus den Studienleistungen und persönlichem Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin, nicht jedoch aus der ausschließlichen Tatsache, an einer Privathochschule studiert zu haben.

    Um bei Privathochschulen die Spreu vom Weizen zu trennen, lohnt also ein kritischer Blick. Denn Privathochschulen sind durchgehend nur in einer Disziplin führend: Im Selbstmarketing. Für die Qualität der Lehre kann man Rankings – zum Beispiel das CHE Ranking.

    Besonders wichtig sind auch Akkreditierungen. Diese besagen, ob ein Studiengang auch leistet, was er verspricht und wie studierbar er ist. Akkreditierungsagenturen gibt es viele. Bei managementorientierten Studiengängen zeigt eine Akkreditierung der im Kasten genannten Agenturen, dass es sich um einen guten Studiengang handelt.

    Name Beschreibung
    AACSB Amerikanische Organisation, die ausschließlich Business Schools akkreditiert
    EQUIS Europäisches Pendant zu AACSB
    AMBA Britische Organisation, die die Studiengänge einzeln bewertet
    FIBAA Die FIBAA ist die deutsche Akkreditierungsagentur mit den härtesten Standards.

    Gute Privathochschulen können eine bessere Lehre und bessere Berufseinstiegsmöglichkeiten bieten als staatliche Hochschulen. Meistens haben ihre Absolventen jedoch auch nur die gleichen (oder sogar schlechtere) Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie die Absolventen öffentlicher Hochschulen – und das bei hohen Studiengebühren. Ein schlechter Deal.

    Update 9. August 2010: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass es sich bei der Deutschen Universität für Weiterbildung um eine Fachhochschule handele. Tatsächlich besitzt die Hochschule den Status einer Universität ohne Promotionsberechtigung.

  • Retrostudium: Der Diplomingenieur in Sachsen

    Im Jahre 2010 war das Diplom nach langem Kampf vom Bachelor besiegt worden. Stolze Studienrichtungen wie das Ingenieurwesen mussten ihre Abschlüsse dem Bachelor zu Füßen legen. War ganz Deutschland besetzt? Nein! Ein von Unbeugsamen bevölkertes Bundesland hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.

    Sachsen: Studieren wie zu Großvaters Zeiten; Bild: © Thomas Max Müller / pixelio.de

    In Sachen Diplom sind die Sachsen in gewissem Sinne die Gallier Deutschlands. Denn einige Hochschulen in dem Land haben sich entschlossen, ihre Studiengänge nicht auf die neuen Abschlüsse umzustellen, zumindest in ingenieurwissenschaftlichen Fächern. An der Hochschule Zittau/Görlitz kann man die Fächer Maschinenbau, Umwelttechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und BWL weiterhin auf Diplom studieren. Die TU Dresden hat gerade beschlossen, die angebotenen Diplomstudiengänge deutlich auszubauen.

    Die sächsischen Diplomstudiengänge sind allerdings nicht identisch mit dem alten Diplom – im Grunde ist es neuer Wein in alten Schläuchen. Denn die Studiengänge sind wie bei Bachelor und Master modular aufgebaut und vergeben Leistungspunkte. Ein Wechsel zu Bachelor und Master ist möglich – denn das sächsische Diplom ist nichts anders als eine Kombination aus Bachelor und Master, auf die das Etikett „Diplom“ geklebt wurde.

    Möglich ist diese Namensgebung aufgrund einer deutschlandweit einmaligen Sonderregelung im sächsischen Hochschulgesetz. Wer also unbedingt am Ende ein Diplom haben möchte, ist in Sachsen genau richtig.

    Tipp: Man sollte die Studienwahl nicht vom Namen des Abschlusses abhängig machen – denn das sächsische Diplom ist mit dem Master inhaltlich deckungsgleich. Laut CHE Ranking ist die TU Dresden im Maschinenbau deutschlandweit nur Mittelmaß. Und die Hochschule Zittau/Görlitz schneidet in den Wirtschaftswissenschaften sogar vergleichsweise negativ ab. Im Maschinenbau wurde Zittau/Görlitz aufgrund der geringen Größe nicht umfassend bewertet – immerhin verfügt die Hochschule über viele Forschungsgelder. Ein ganz anderes Kaliber in Sachen Maschinenbau sind da Hochschulen wie die TU Darmstadt oder das Karlsruher Institut für Technologie. Übrigens – auch wenn das Maschinenbaustudium in Dresden nur Mittelmaß ist, generell lässt es sich im Freistaat hervorragend studieren. Mehr Infos dazu gibt es auf pack-dein-studium.de.

  • Unis und FHs werden immer ähnlicher

    Rechtlich sind Bachelor- und Masterabschlüsse von Fachhochschulen und Universitäten gleichgestellt. Dies war nicht immer so: Noch vor wenigen Jahren war es nicht möglich, mit einem FH-Abschluss in den gehobenen öffentlichen Dienst einzusteigen. Dies folgte der ursprünglichen Konzeption von Fachhochschulen: Sie sollten eine berufs- und anwendungsorientierte Ausbildung garantieren, als wissenschaftlich wurde ausschließlich das Universitätsstudium gesehen. Diese Meinung vertrag Anfang der 1980er auch das Bundesverfassungsgericht – mit kaum verhohlenem Standesdünkel.

    Befindet sich dieser Stuhl in einer Uni oder FH? Karlsruhe sagt: Egal! / Bild © Holger Dieterich

    Die Spaltung zwischen Universität und Fachhochschule wurde in den vergangenen Jahren dramatisch reduziert. Universitäten bieten immer mehr praktisch ausgerichtete Studiengänge an, während sich einige FHs zu Horten der Spitzenausbildung gemausert haben. Und: Auch an Universitäten können inzwischen Studierende ohne Abitur aufgenommen werden. Die Studienwahl erleichtert dies nicht, denn die Entscheidung zwischen FH und Uni wird umso schwieriger.

    Nun hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Professoren an Fachhochschulen genauso forschen dürfen wie ihre Unikollegen. Das heißt: Der Forschungsauftrag an FH-Professoren ist nun erstmals höchstrichterlich festgelegt.

    Konkret bedeutet dieser Richterspruch zunächst wenig. Allerdings stützt er die Forderungen des Hochschullehrerbundes nach einem FH-Promotionsrecht. Denn bisher können Studierende nur an Universitäten promovieren. Mit dem jetzigen Urteil fällt ein wichtiges Argument gegen FH-Promotionen weg.

    Weitere Infos auf Sueddeutsche.de.