Schlagwort: Erasmus

  • Studieren in… Griechenland

    Wie ist das Studium im Ausland? Wer nach Erasmus-Erfahrungsberichten sucht, wird von der Auswahl fast erschlagen. Und wer ehemalige Austauschstudenten nach ihren Erfahrungen fragt, hört meist dasselbe: Eine phantastische Zeit, viele internationale Leute, viel Alkohol und dann war da auch noch diese hübsche Dänin bzw dieser hübsche Däne. Doch wie fühlt sich das Studium in einem anderen Land wirklich an? Dies wissen nur diejenigen, die wirklich vor Ort studieren und nicht nur für einige Monate bleiben.

    Ich befrage in einer neuen Serie mit dem naheliegenden Titel „Studieren in…“ lokale Studenten aus aller Welt. Dabei interessieren mich vor allem weniger mainstreamige Länder wie Georgien, Griechenland, Ägypten oder Israel. Viele Probleme hören sich dabei allzu bekannt an: Überfüllte Hörsäle, zu wenig Professoren, unpassende Inhalte. Los geht es heute mit Griechenland, wo ich mit der Jurastudentin Anastasia Tsinaslanidou sprach.

    Name Anastasia Tsinaslanidou
    Alter 21 Jahre
    Hochschule Aristoteles Universität Thessaloniki
    Studiengang Bachelor of Arts in Jura
    Studienjahr Drittes Studienjahr

    Anastasia Tsinaslanidou

    Sebastian: Warum hast Du Dich für Dein Programm und Deine Hochschule entschieden?

    Anastasia: Ich wollte ein humanistisches Studium machen und ein Jurastudium eröffnet einem viele berufliche Möglichkeiten. Die Jura-Fakultät der Aristoteles Universität ist eine der anerkanntesten im gesamten Balkan. Sie ist auch berühmt für ihre offenen und progressiven Professoren.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang?

    Durch das Studium habe ich professionell große Vorteile im Vergleich zu Studenten anderer Hochschulen. Daneben habe ich eine neue Sicht auf politische, finanzielle und soziale Themen gewonnen, nicht nur in Hinblick auf Griechenland, sondern auch auf den Rest der Welt.

    Was gefällt Dir an Deinem Studiengang weniger?

    Das dritte Studienjahr ist fast ausschließlich auf den Anwaltsberuf ausgerichtet, was ich als eindimensional empfinde, da ich keine Anwältin werden möchte.

    Wie war das Aufnahmeverfahren für Deinen Studiengang? Was musstest Du tun oder vorweisen?

    Die Bewerbung an einer staatlich anerkannten Universität in Griechenland ähnelt dem deutschen Numerus Clausus. Vor ihrem letzten Jahr wählen alle Gymnasiasten eines von drei Feldern, in denen sie am Ende Prüfungen ablegen müssen: Theorie, Technik oder Naturwissenschaften. Für die Aufnahme an einer Universität zählt zu 70 Prozent die Endnote und zu 30% die restlichen Noten vom letzten Schuljahr. Über die Aufnahme von Studierenden entscheidet das griechische Bildungsministerium.

    Zahlst Du Studiengebühren? Wenn ja wieviel?

    Nein, in Griechenland ist das Studium gratis. Allerdings muss man sich zusätzliche Bücher kaufen, die die Dozenten inoffiziell „vorschlagen“. Das kostet etwa 150 Euro pro Jahr. Offiziell müssen wir keinerlei Bücher kaufen, da der Staat alle Lehrbücher stellt.

    Wie finanzierst Du Dein Studium?

    Seit ich 18 bin, finanziere ich mir mein Studium durch Arbeit. Seit zwei Jahren arbeite ich als Journalistin, zunächst fürs staatliche Radio, inzwischen aber für eine private Radiostation. Manchmal bin ich noch als DJane aktiv, das sehe ich allerdings eher als Freizeitbeschäftigung.

    Wie viel Geld braucht ein normaler Student in deiner Stadt pro Monat fürs Leben?

    Es kommt drauf an. Wenn man in einem Wohnheim wohnt, in der Mensa isst und wenig ausgeht, kann man von etwa 300 Euro im Monat in Tessaloniki leben und studieren. Allerdings kenne ich niemanden, der von so wenig Geld lebt, da es nur wenige Wohnheimplätze gibt und all die Bars, Cafés und Clubs zu verführerisch sind… Ich würde sagen, dass ein Durchschnittsstudent in Thessaloniki zwischen 700 und 850 Euro pro Monat braucht.

    Was möchtest Du nach Deinem Studium beruflich tun?

    Ich möchte eine verantwortungsvolle Journalistin werden.

    Würdest Du einem deutschen Studenten empfehlen, an Deiner Universität zu studieren? Warum?

    Jein. Zunächst ist da die Sprachbarriere – die wenigsten Deutschen sprechen Griechisch. Hinzu kommt das recht teure Leben in Thessaloniki und unsere relativistische Einstellung zur Pünktlichkeit. Gerade für deutsche Jurastudenten gibt es einen großen Vorteil: Das griechische Rechtssystem ist fast identisch mit dem deutschen!

    Weitere Informationen zum Studium in Griechenland gibt es im Wiki von e-fellows.net.