Lohnt sich der MBA? Die Antwort: Jein. MBAs können die Karriere voran bringen, können aber auch eine teure Nullnummer sein. Wer einen MBA machen möchte, sollte daher genau hinschauen – und nicht billigen Werbeaussagen vertrauen.
Für einen MBA muss man tief in die Tasche greifen. Der Abschluss kostet zwischen 10.000 und 80.000 Euro, hinzu kommen Reisekosten sowie der Verdienstausfall – denn bei einem Vollzeitstudium kann man ja nur schwerlich nebenbei arbeiten. Lohnt sich das? Eine Frage, die der ehemalige Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger klar verneint. Er bezeichnet MBAler auf Spiegel Online als „Barbies und Kens im Businesslook“, denen es an Loyalität fehle und deren Ausbildung alleine auf die Vermehrung von Macht und Geld ausgelegt sei. Harter Tobak. Differenziertere Stimmen antworten eher: Der MBA lohnt sich, aber nicht immer und nicht für jeden.
Worum geht es beim MBA?
Der MBA ist ein weiterbildender Master, der in Europa in der Regel ein Jahr dauert. Er ist komplett praktisch ausgerichtet und soll vor allem Nicht-BWLer intensiv in Managementtechniken ausbilden. Er richtet sich an Leute mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung. Der MBA liefert im Idealfall drei Dinge: Inhaltliche Weiterentwicklung, Netzwerk sowie Reputation durch den Titel. Da es sich um ein weiterbildendes Programm handelt, muss man immer zahlen. Die Zielgruppen: Fachleute, die mit der Zeit in Führungspositionen aufgestiegen sind und ihre Kenntnisse nun ausbauen möchten sowie Leute, die den MBA als Sprungbrett für die nächste Karrierestufe nutzen wollen. Alles komplett legitim und nachvollziehbar.
MBAs: Ein wenig transparenter Markt
Das große Problem: Es handelt sich um einen privaten Markt, auf dem sich die Anbieter mit großen Versprechungen gegenseitig übertreffen – und diese nicht immer halten. Geködert werden die potentiellen Studierenden häufig mit der Aussicht auf massive Gehaltssteigerungen. Diese allerdings werden von den Hochschulen selbst erhoben, die natürlich ein Interesse daran haben, möglichst hohe Angaben zu machen. Daneben sind Gehaltssteigerungen ja relativ, denn auch ohne MBA erhöht sich der Lohn in der Regel von Jahr zu Jahr. Es kann also dauern, bis man die Investition in einen MBA wieder raus hat, wie auch schon die FAZ 2010 berichtete.
Hinzu kommt: Der private Hochschulmarkt steht wirtschaftlich teils auf tönernen Füßen. Drei renommierte Privathochschulen stehen aufgrund ihrer Schwierigkeiten derzeit in den Schlagzeilen:
- Nach einem Bericht des Landesrechnungshofes von Rheinland Pfalz vom Dezember 2012 droht der EBS in Wiesbaden die Pleite, falls es ihr nicht gelingt, massiv neue Gelder zu mobilisieren. Zuletzt wurde bekannt, dass der EBS bis Ende 2013 die Miete gestundet wird. Die EBS beteuert ihre Stabilität. Von Außen betrachtet scheint die Zukunft der Hochschule aber weiter ungewiss.
- Die Deutsche Universität für Weiterbildung wurde erst vor wenigen Jahren mit Millioneninvestitionen ins Leben gerufen – und soll nun verkauft und abgewickelt werden. Die aktuellen Studierenden können aber noch zu Ende studieren.
- Die hannoveraner GISMA Business School hat im Mai 2013 einen Insolvenzantrag gestellt. Bei Veröffentlichung dieses Artikels war es unklar, wie es mit den aktuellen Studierenden weiter geht.
Das Erschreckende: Bei diesen drei Institutionen handelt es sich um Hochschulen, die mit den höchsten Ansprüchen angetreten sind – und entsprechend hohe Gebühren nahmen beziehungsweise nehmen. Es sind Hochschulen, von denen ich persönlich Beratung niemandem abgeraten hätte – im Gegenteil. Die bange Frage lautet daher, ob sich noch weitere private Hochschulen finanziell in der Schieflage befinden. Ich weiß es nicht.
Und doch kann der MBA sich lohnen!
Dennoch: Keinen MBA zu machen, wäre der falsche Schluss. Extreme Äußerungen wie diejenigen von Thomas Sattelberger sind zwar unterhaltsam, aber wenig zielführend. Ein MBA kann einen tatsächlich in seiner Karriere weiter bringen. Wissen, Netzwerk und nicht zuletzt ein prestigeträchtiger Titel sind allesamt nützlich. Und die Verdienststeigerungen sind vielleicht mitunter übertrieben, aber dennoch real.
Ich rate also nicht vom MBA ab. Ich rate vielmehr dazu, kritisch hinzuschauen. Lohnt sich der MBA für mich persönlich? Welche Ziele hilft der MBA mir zu erreichen – und was sind die alternativen Wege? Ist der individuelle MBA der richtige für mich? Studiere ich mit den Leuten zusammen, die mir weiterhelfen können? Dabei kann durchaus herauskommen, dass man mit einem teuren MBA an einer Top-Business School besser fährt als mit einem günstigeren MBA an einer kleineren Institution.
Wo und wie den MBA suchen?
Wer sich für einen MBA interessiert, sollte darauf achten, dass Programm und Hochschule von einer guten Agentur akkreditiert sind – dazu gehören Equis, AACSB, Amba und Epas. Auch wichtig: Die Zulassungskriterien. Sind sie zu weich, wird nahezu jeder genommen – und das Niveau gedrückt. Wird ein hoher Wert im GMAT-Zugangstest verlangt, ist dies definitiv ein Plus. Auch MBA-Rankings sind wichtig. Am bekanntesten sind die MBA-Rankings der Financial Times und des Economist.
Am besten informiert man sich allerdings persönlich – zum Beispiel auf der MBA Lounge. Die MBA Lounge ist einerseits ein Informationsportal mit Suchfunktion und Infos rund um den MBA und andererseits eine MBA-Messe, die im Spätherbst 2013 in München, Stuttgart und Berlin stattfindet. Messen haben den großen Vorteil, dass man sich einen direkten Eindruck machen kann. Aber auch hier gilt: Nicht auf leere Werbeversprechen hereinfallen, sondern kritisch nachprüfen.