Einen Lebenslauf braucht man für jede Bewerbung – sei es im Praktikum, für ein Masterstudium oder für den Job. Doch wie ist der Aufbau eines guten Lebenslaufes? Horndasch hilft – mit zwei Beispiellebensläufen als Muster. Weitere Tipps gibt es in meinem Buch Master nach Plan.
Spätestens bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz wird es für die meisten Studierenden ernst: Ein Lebenslauf muss her. Doch woher nehmen? Politikstudentin Susanne erinnert sich. „Als Erstsemestlerin wollte ich gleich durchstarten. Also habe ich mich für die Wintersemesterferien für mehrere Praktika beworben. Leider wusste ich nicht, wie eine gute Bewerbung auszusehen hat.“ Susanne hatte in der Schule einen Lebenslauf erarbeitet. Diesen kramte sie hervor und aktualisierte ihn. „Unsere Lehrerein hatte uns beigebracht, dass man alle Stationen in eine einzelne Tabelle packen und chronologisch ordnen solle.“ Ein Fehler. „Ich habe nur Ablehnungen erhalten. Das lag natürlich nicht nur am Lebenslauf. Dennoch hätte ich mich besser informieren sollen.“
Wie Susanne ergeht es vielen Studierenden: Sie sind unsicher, wie ein der Lebenslauf für ihre Bewerbung aussehen soll. Eine Internetsuche fördert eine Flut an Hinweisen zu Tage, die teils gut sind, teils schlecht, oft widersprüchlich und meist verwirrend. Hinzu kommt, dass Eltern oft nicht helfen können: Der Aufbau von Lebensläufen hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert.
Muster-Lebensläufe:
1. Lebenslauf Beispiel Abiturientin
2. Lebenslauf Beispiel Masterabsolventin
Der Lebenslauf: Worum geht es?
Was ist das Ziel eines Lebenslaufes? Was soll er leisten? Eigentlich ist es einfach: Es geht darum, alle Stationen und Aktivitäten im bisherigen Leben schnell erfassbar zu machen. Der Leser muss auf den Lebenslauf schauen und sich innerhalb von wenigen Sekunden ein Bild machen können. Ein Lebenslauf leistet dies dann, wenn er ein klares Design hat und nicht durch Textwüsten verwirrt. Wenn er die wichtigsten Informationen voran stellt und nicht irgendwo versteckt. Wenn er nicht zu wenig sagt, aber auch nicht zu viel. Und wie das genau geht, erfahrt ihr im Folgenden sowie in den beiden Muster-Lebensläufen – hier Muster-Lebenslauf 1 und hier Muster-Lebenslauf 2.
Worum geht es noch? Nachfrage bei Max-Alexander Borreck, Autor des Buches „Der Weg zum Stipendium“. „Man sollte vor dem Abschicken überlegen: An wen geht der Lebenslauf? Der Lebenslauf sollte genauso wenig aus der Schublade kommen wie das Bewerbungsschreiben. Ein praktisches Beispiel: Bei einer Bewerbung um ein Bank-Praktikum ist es wahrscheinlich irrelevant, dass man mit 14 Jahren Messdiener war. Bewirbt man sich allerdings für ein Stipendium beim katholischen Cusanuswerk, muss das rein.“
Grundsätzliche Dinge zum Lebenslauf
Im Lebenslauf sollten Studenten eine Vielzahl an Dingen beachten:
Aufbau des Lebenslaufes: Tabellarisch oder ausformuliert?
Lebensläufe sind von der Form her in der Regel tabellarisch. Chronologisch beginnt man mit den neuesten Dingen und arbeitet sich dann zeitlich rückwärts vor. So ist der erste Beitrag im Bereich Ausbildung bei einem Abiturienten immer das Abitur. „Das hat sich in der Praxis durchgesetzt“, so Max-Alexander Borreck. „Das Neuste zeigt am besten die Entwicklung des Bewerbers und dem gehört am meisten Gewicht.“ Wie sieht das genau aus? Schaut einfach in den Beispiel-Lebenslauf.
Details im Lebenslauf: Nicht zu wenige, nicht zu viele
Eine gute Überschrift von Lebenslaufeinträgen enthält die wichtigsten Informationen: „Was, bei wem, wo, wann?“. Dann folgen die Details. Ein Beispiel aus dem Muster-Lebenslauf von Luisa Stephan:
05/2010 – 08/2010 Praktikantin, Gerd-Müller-Kinderhilfswerk, Kairo
Zuständig für Kommunikation mit deutschen und ägyptischen Medien; Eventmanagement; Relaunch der Webseite
Die Überschrift umreißt sofort, was Luisa gemacht hat: Ein Praktikum beim (übrigens nicht real existierenden) Gerd-Müller-Kinderhilfswerk in Kairo. Die Details folgen direkt im Anschluss.
Viele schreiben zu wenig in ihren Lebenslauf. Lena Schneider bestätigt dies: „Manchmal sehe ich Einträge wie ‚BMW: Praktikum’ ohne weitere Angaben. Damit kann ich nur wenig anfangen. Ich will wissen, in welcher Abteilung der Bewerber war und was er gemacht hat. Romane sollte man allerdings auch nicht schreiben.“ Die Bewerber in den Beispiel-Lebensläufen haben viele Details zu allen wichtigen Stationen genannt.
Design des Lebenslaufs
Mit einem guten Design wirkt euer Lebenslauf klar, aufgeräumt und überlegt. Nutzt also keine überflüssigen Schmuckelemente wie Linien und Zierleisten. Für die Muster-Lebensläufe habe ich die empfehlenswerte Schriftart „Helvetica“ genutzt, die Schriftgröße ist 10, bei den Überschriften 12. Andere gute Schriftarten sind Lucida, Calibri, Verdana, Euphemia, Sathu oder Arial. Wichtig ist, dass die Schrift seriös aussieht und gut leserlich ist. Ganz schlecht dagegen: Alberne Schriftarten wie Comic Sans. Und für Apple-Fans: Die Schriftart, die der iPhone-Hersteller auf Produkten und seiner Webseite nutzt, heißt Myriad Pro.
Lena Schneider ist HR & Recruitment Manager beim Werbedienstleister Vibrant Media. Sie beschäftigt sich täglich mit Lebensläufen von Bewerbern: „Generell gilt: Je schlichter und übersichtlicher, desto besser. Man sollte das Design aber auf den Adressaten abstimmen. Für konservative Unternehmen sollte es eine eher konservative Aufmachung sein. Wer sich dagegen auf ein Praktikum als Webdesigner bewirbt, kann sich auch in der Aufmachung des Lebenslaufes austoben.“
Die Länge des Lebenslaufes hängt davon ab, wie viel man bereits gemacht hat. Ein 45jähriger Geschäftsführer wird problemlos drei Seiten füllen können. Als Studierende und Berufseinsteiger habt ihr vermutlich etwas weniger Erfahrungen. Ein bis zwei Seiten sollten da reichen. Die beiden Beispiellebensläufe sind jeweils eineinhalb Seiten lang. Studenten sollten ihre Lebensläufe nicht länger werden lassen.
Manche Leute unterschreiben ihren Lebenslauf. Dies soll größere Verbindlichkeit signalisieren. Lena Schneider: „Das ist in der Regel nicht nötig. Bei konservativen Unternehmen würde ich dazu aber tendieren.“ Die Beispiel-Lebensläufe sind nicht unterschrieben.
Nicht labern: Keine überflüssigen Informationen in den Lebenslauf
Etwa 90 Prozent Bewerber nutzen im Lebenslauf folgende Überschrift: „Lebenslauf“ (oder – weil es auf Lateinisch schöner klingt – „Curriculum Vitae“). Doch auch überwältigende Mehrheiten können falsch liegen. Dass es sich um einen Lebenslauf handelt, ist durch Aufbau und Format schon aus fünf Metern Entfernung sichtbar. Auch die Datei hat in der Regel einen Titel wie „Lebenslauf_Meyer.doc“. Warum also eine bekannte Information wiederholen? Schlaue Studenten stellen dagegen Ihren Namen an den Anfang. Denn der ist nicht austauschbar.
Die Sektionen im Lebenslauf: Studium, Beruf, Engagement
Lebenslauf-Checkliste
Das muss in den Lebenslauf:
– Name, Anschrift, Geburtstag und –ort
– Ausbildung
– Berufliche Erfahrungen
– Ortsangaben zu allen Stationen
– Sprachkenntnisse
– Engagement
– Mitgliedschaften in Vereinen
– Details!
Das kann in den Lebenslauf (muss aber nicht):
– Grundschule
– Familienstand
– Nationalität
– Hobbys
– Unterschrift
– Angestrebte Position
Das sollte nicht in den Lebenslauf:
– Lügen
– Persönliche Stärken
– Schmuckelemente und Verzierungen
– Die Überschrift „Lebenslauf“
– Informationen zum Elternhaus
– Informationen zu Geschwistern
– Die Religionszugehörigkeit
– Ein Lebensmotto oder Zitat
– Rechtschreibfehler
– Formatierungsfehler
Der Aufbau des Lebenslaufs teilt sich in verschiedenen Kategorien. Im Lebenslauf-Beispiel der Abiturientin Melda sind es folgende:
- Foto
- Persönliche Angaben
- Angestrebtes Studium
- Schulische Ausbildung
- Berufliche Erfahrung
- Engagement
- Kenntnisse und Fähigkeiten
Doch dieser Lebenslauf-Aufbau ist keineswegs in Stein gemeißelt. Je nach Fall könnten zusätzliche Kategorien wie „Publikationen“, „Mitgliedschaften“, „Weiterbildungen“ oder „Hobbys“ dabei sein. Auch kann man eigene Kategorien erfinden: Bewirbt man sich nach dem Studium für einen Job im Medienbereich, könnte eine Kategorie „Erfahrungen im Medienbereich“ heißen. Die Kategorie „Angestrebte Position“ ist übrigens nicht zwingend notwendig und kann im Zweifel weggelassen werden.
Max-Alexander Borreck rät dazu, die Kategorien nicht ausufern zu lassen. „Man sollte den Lebenslauf nicht überfrachten – der Inhalt muss im Vordergrund stehen. Im Zweifel würde ich bei den Standardkategorien bleiben: berufliche Erfahrung, Schule & Universität, Engagement, Kenntnisse & Fähigkeiten sowie Hobbys.“
In der Ordnung der Kategorien im Lebenslauf habt ihr eine gewisse Freiheit. Nach ganz oben gehören die persönlichen Angaben, danach kommt die angestrebte Position. Darauf hin solltet ihr die Kategorie nennen, die in euren Augen am meisten für euch spricht. Was das heißt? Wer sich mit dem Lebenslauf für ein Studium bewirbt, wird immer seine bisherige Ausbildung nach oben schieben. Wer dagegen einen Job sucht, wird im Lebenslauf vielleicht seine Arbeitserfahrung voranstellen. Bewirbt man sich für ein Stipendium, kommt nach Studium und Schule das gesellschaftliche Engagement. Erst später folgen Arbeit und Praktika.
Immer ganz am Ende des Lebenslaufes folgen Kenntnisse und Fähigkeiten sowie Hobbys.
Foto im Lebenslauf: Eine Bewerbung ohne Foto geht nicht. Für Lena Schneider hängt das Foto vom Adressaten ab: „Bei einem Praktikum in der Onlinebranche reichen Hemd oder schönes T-Shirt. Wer sich bei Siemens oder Bosch bewirbt, sollte zum Anzug greifen. Im Zweifel lieber overdressed als underdressed.“ Von Ganzkörperfotos rät Scheider dagegen ab: „Bei Studierenden und Absolventen bitte keine Ganzkörperbilder, auf denen man die Arme verschränkt. Solche Bilder sind erst bei mindestens 15 Jahren Berufserfahrung okay.“
Persönliche Angaben: Hier gehören Anschrift, Geburtsdatum, E-Mailadresse und Telefon hinein. Die Staatsbürgerschaft kann man nennen, muss es aber nicht. Der persönliche Status (ledig, verheiratet, etc.) war früher im Lebenslauf Standard, ist inzwischen aber nicht mehr zwingend notwendig. Völlig irrelevant sind: Religion, Eltern, Geschwister. Auch in den Beispiellebensläufen sind diese Dinge weggelassen.
Ausbildung: In dieser Sektion sollten alle relevanten Ausbildungsschritte erwähnt werden. Relevant ist alles, was nach der Grundschule kommt. Die Grundschule selbst kann man weglassen. Im Beispiel-Lebenslauf der Abiturientin habe ich die Grundschule genannt, im Beispiel-Lebenslauf der Absolventin habe ich sie weggelassen. Bewirbt ihr euch mit dem Lebenslauf für ein Masterstudium, solltet ihr mehr Details nennen als andernfalls.
Berufliche Erfahrungen: Hier gehören Praktika rein sowie bezahlte Arbeit. Praktika sind für Studierende immer relevant, bei bezahlter Arbeit kommt es drauf an. Dass man als Schüler mal Zeitungen ausgetragen hat, ist für die meisten Bewerbungen zum Beispiel eher unwichtig.
Engagement: Gesellschaftliches Engagement wird fast überall geschätzt. Wart ihr Jahrgangssprecher in der Schule, bringt ihr in eurer Freizeit Kindern das Fußballspielen bei, organisiert ihr Kirchenfreizeiten? Solche Dinge gehören in diese Lebenslauf-Kategorie – wie ihr in den Lebenslauf-Beispielen sehen könnt.
Kenntnisse und Fähigkeiten: In dieser Sektion des Lebenslaufs solltet ihr wie im Beispiel Sprachkenntnisse sowie andere besondere Fähigkeiten nennen. Dass man mit Microsoft Office und Firefox umgehen kann, kann man zwar erwähnen, allerdings wird dies bei jungen Leuten sowieso vorausgesetzt. Daher kann man es auch weglassen. Interessanter ist es, wenn man zum Beispiel gute Kenntnisse in HTML, Photoshop oder Indesign hat. Diese sollte man dringend erwähnen.
Hobbys: Es wird oft dazu geraten, am Ende des Lebenslaufes eine Sektion zu „Hobbys“ oder „Sonstigen Aktivitäten“ einzubauen. In dieser Sektion kann man diejenigen Dinge nennen, die man privat gerne macht und die nicht zwangsläufig professionelle Implikationen haben. Die Hobbysektion ist nicht zwingend notwendig, kann aber nützlich sein, so Max-Alexander Borreck: „Ich würde Bewerbern raten, immer Hobbys zu erwähnen. Diese müssen nicht spektakulär sein. Vielmehr geben Sie dem Interviewer die Chance, persönlich einen guten Draht zum Bewerber herzustellen.“
Lena Schneider ist nicht ganz derselben Meinung: „Hobbys sind in meinen Augen nur wichtig, wenn sie im Zusammenhang zu Stelle stehen. Ich finde es aber immer gut, ein Extrablatt mit dem Titel ‚Was Sie sonst noch über mich wissen sollten’ beizufügen, wo man dann persönliche Interessen darlegen kann.“
Ein paar weitere Tipps
Lena Schneider legt Wert darauf, dass Bewerber Lebensläufe niemals als Word-Dokument verschicken sollten. „Das Format wird zerfetzt und dann sieht der Bewerber wie ein Stümper aus. Es gibt massig kostenlose PDF-Programme im Internet, mit denen man Dokumente PDFen kann.“
Ebenso sollte man dringend Rechtschreib- und Formatierungsfehler vermeiden. Dies ist leichter gesagt als getan: Bei Word verschieben sich manchmal Zeilen, ohne dass man weiß warum. Sie dann wieder zu recht zu rücken, ist nicht immer einfach. Und Schreibfehler verstecken sich in Details, auf die man vielleicht nicht achtet. Und doch lohnt es sich, Arbeit in diese Dinge zu stecken.
Der größte Fehler wäre Laut Max-Alexander Borreck aber, Dinge aufzuhübschen oder gar zu lügen. „Lügen im Lebenslauf fallen früher oder später auf. Leute, die Lebensläufe lesen, haben dafür ein Gespür.
Bewerbungen, Lebensläufe, Motivationsschreiben: Weiterlesen
Wer sich mit dem Lebenslauf fürs Studium bewirbt, wird übrigens in der Regel auch ein Motivationsschreiben benötigen – praktischerweise habe ich in diesem Blog Anleitung fürs Motivationsschreiben erstellt. Und wer sich auf ein Praktikum bewirbt, wird meine Anleitung zur Bewerbung auf Praktika (mit Praxisbeispiel) bei Studis Online zu schätzen wissen. Auch diese Anleitung zum Lebenslauf ist zuerst auf Studis Online erschienen.